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Beitrag von
Jasmin2 (1577 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 13:09.
Re: pathologische trauer
Hallo Sonja, Das finde ich schwierig zu beantworten. Dass du nach nicht mal 1 jahr noch tief im Trauertal sitzt ist erstmal nicht ungewöhnlich und du musst nicht davon ausgehen, dass es so bleibt. Nun weiß ich nicht, warum die psychoth.diese Diagnose stellt. Braucht sie diese zur Finanzierung weiterer Behandlung vllt?
Dann würde ich mich nicht dran stören. Ist doch egal , wie sie es nennt. Ich selbst konnte nach dieser Zeit auch nicht arbeiten, es kommt ja auch drauf an, welchen Beruf man hat. Wenn man viel geben muss in einem sozialen Beruf, ist es sicher schwerer, als wenn man Akten zu bearbeiten hat und man dabei nicht jeden Tag gleich drauf ist .
Also bei mir persönlich ist es kräftemäßig von Jahr zu Jahr besser geworden, wobei die ersten zwei bis drei Jahre am heftigsten waren, aber nicht immer gleich. Das soll dir also keine Angst machen, es kommt einfach immer auf die indiv.Umstände an. Hast du mal über eine Reha nachgedacht? Das hat mir selbst sehr geholfen.
Bei weiteren Fragen gerne melden. Liebe Grüße Jasmin
Dein Beitrag:
Beitrag von
Schmitti (6 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 10:53.
pathologische trauer
Hallo zusammen,ich habe am 11.04.2020 ganz plötzlich meine große Liebe, mein Held verloren...bin schon lange in Psychologischer Behandlung,kann nicht mehr arbeiten,und auch sonst kann ich vom Leben nichts mehr meistern...Nun hat meine Therapeutin die Diagnose pathologische Trauer vorsichtig ausgesprochen...Kennt sich hier jemand damit aus,hat erfahrung? Ich bin dankbar für antworten.
Sonja Schmitt
Beitrag von
Jasmin2 (1577 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 13:09.
Re: pathologische trauer
Hallo Sonja, Das finde ich schwierig zu beantworten. Dass du nach nicht mal 1 jahr noch tief im Trauertal sitzt ist erstmal nicht ungewöhnlich und du musst nicht davon ausgehen, dass es so bleibt. Nun weiß ich nicht, warum die psychoth.diese Diagnose stellt. Braucht sie diese zur Finanzierung weiterer Behandlung vllt?
Dann würde ich mich nicht dran stören. Ist doch egal , wie sie es nennt. Ich selbst konnte nach dieser Zeit auch nicht arbeiten, es kommt ja auch drauf an, welchen Beruf man hat. Wenn man viel geben muss in einem sozialen Beruf, ist es sicher schwerer, als wenn man Akten zu bearbeiten hat und man dabei nicht jeden Tag gleich drauf ist .
Also bei mir persönlich ist es kräftemäßig von Jahr zu Jahr besser geworden, wobei die ersten zwei bis drei Jahre am heftigsten waren, aber nicht immer gleich. Das soll dir also keine Angst machen, es kommt einfach immer auf die indiv.Umstände an. Hast du mal über eine Reha nachgedacht? Das hat mir selbst sehr geholfen.
Bei weiteren Fragen gerne melden. Liebe Grüße Jasmin
Beitrag von
conny2 (1569 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 16:34.
Re: pathologische trauer
Die Psychologin ist offenbar nicht auf dem Laufenden. Heute spricht man nicht mehr von „pathologischer Trauer,“ (weil es sich dabei nicht um eine Krankheit handelt), sondern von „komplizierter Trauer“ oder von „prolongierter Trauer.“ Der Psychologin wäre das Buch „Trauern, Phasen und Chancen des psychischen Prozesses“ von Verena Kast zu empfehlen, insbesondere der Anhang von S. 137 ff:
Zitat:
Die komplizierte Trauer
Der Trauerprozess ist ein natürlicher, schwieriger Wandlungsprozess. Er ist sehr belastend, gleichzeitig verbunden mit einer eigentümlichen Lebendigkeit und mit dem Gefühl, mit zentralen Erfahrungen im Leben des Menschen konfrontiert zu sein: mit Leben und Tod und damit auch mit Fragen nach Sinn, nach dem, was letztlich im Leben trägt. Im Trauerprozess lösen wir uns psychologisch gesehen vom Beziehungsselbst ab und konzentrieren uns wieder auf unser eigenes Selbst. Die Liebe, die wir erlebt haben und noch oder wieder spüren, die Freundlichkeit, die Geborgenheit - sie kann wieder anderen Menschen gegeben werden, es ist wieder möglich, sich anderen Menschen zuzuwenden und in einer neuen Weise auch gute Gefühle miteinander auszutauschen. Der Mut, sich auf andere Menschen wieder tiefer einzulassen, auch wenn man diese immer wieder verlieren kann, wächst.
Dieser natürliche Prozess kann erschwert werden, und er kann auch zu einer länger andauernden psychischen Problematik führen: Wendet man sich in einem natürlich verlaufenden Trauerprozess wieder anderen Menschen und der Welt zu, wobei sich die Beziehung zum Verstorbenen verändert, aber durchaus erhalten bleibt als einer wichtigen Beziehung in der eigenen Biografie, bleibt bei der komplizierten Trauer auch nach mehr als einem Jahr der Verlust fast ausschließlich bestimmend für das Lebensgefühl: Noch immer beherrscht der Verlust das gesamte Denken, Verzweiflung über den Verlust, der in keiner Weise akzeptiert werden kann, schmerzliche, unstillbare Sehnsucht nach dem alten Leben mit dem Verstorbenen verbunden mit einer Unfähigkeit, auch nur kurzfristig Freude zu empfinden. Mehr noch: die Trauernden fühlen sich durchgehend dysphorisch [ = bedrückt, missmutig], leiden meistens unter einem geringen Selbstwertgefühl, fühlen sich traurig, erschöpft und sind von Schuldgefühlen gequält. Sie zeigen Anzeichen einer Depression, die verbunden ist mit weiteren Problemen, die noch darzustellen sind.
Die komplizierte Trauer wird auch prolongierte Trauer genannt, früher auch pathologische Trauer.
Zitatende
PS: Ein Jahr ist in der Trauer keine Zeit, wie ich zuverlässig weiß. Davon abgesehen, gefallen mir auch die Bezeichnungen "komplizierte" oder "prolongierte" Trauer nicht. Menschen, die davon betroffen sind, trauern nicht kompliziert oder überlang, sondern nur anders als viele andere. Die Ursachen dafür sind m.E. in der individuellen Beziehung zu dem Verstorbenen begründet - und was ein weites und kaum verallgemeinerungsfähiges Feld ist.
*** editiert von conny2 am Sonntag, 28.02.2021, 19:52 ***
Beitrag von
Holzkopf (768 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 17:34.
Re: pathologische trauer
Nur ganz kurz: Ich hatte einige Monate nach dem Tod meines Mannes eine Therapie aufgenommen. Nachdem der erste Teil der Stunden verbraucht war und ich noch länger bleiben wollte, hat die Therapeutin den Antrag mit "komplizierter Trauer" begründet. Der Begriff war mir damals neu, und ich fand ihn nicht passend. Es war aber die Möglichkeit, leicht die Therapie zu verlängern. Ich habe öfters mit ihr darüber gesprochen, dass Trauer meiner Ansicht nach nicht adäquat beurteilt wird. sie war dafür aufgeschlossen. Aber, wie gesagt, es war ihre Möglichkeit, den Antrag schnell und problemlos durchzubekommen. LG Anke
Beitrag von
Sansibar (185 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 16:57.
Re: pathologische trauer
Hallo Sonja, bei mir war der Einbruch 2 Jahre nach dem Supergau. Ich habe alles hingeschmissen, auch meine damalige Selbstständigkeit. Ich brauchte Ruhe. Die habe ich mir 2 Jahre genommen. Habe mich nur um mich und meine Kinder gekümmert und hatte keinen Plan wie es weitergehen soll. Aber es ging weiter. Mittlerweile bin ich lange wieder berufstätig, meine Kinder ausgezogen und ich bin noch einmal umgezogen. Ich habe mich damals nicht gefragt, ob irgendetwas pathologisch ist. Ich habe gehandelt, was mir in der damaligen Situation richtig erschien. In der Nachbetrachtung sieht man ja oft klarer und so ist es auch bei mir. Es war richtig, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Heute geht es mir sehr gut mit meinen damaligen Entscheidungen. Als ich mittendrin steckte, war ich mir allerdings nicht immer so sicher. :) Ich vermute, deine Therapeutin spricht vorsichtig von pathologischer Trauer, weil du nicht schnell genug(?) auf die Füße kommst oder was ist der Grund? Es dauert lange, bis man wieder einigermaßen Boden unter den Füßen hat. Bei den meisten ist es ein Marathon und kein Sprint. Wichtig wäre auch zu wissen, ob deine Therapeutin sich mit Trauer auskennt? Vllt macht es Sinn, sich parallel mal mit einem guten Trauerbegleiter zu besprechen. Sansibar
Beitrag von
Jasmin2 (1577 Beiträge) am Sonntag, 28.Februar.2021, 18:05.
Re: pathologische trauer
Hallo Sonja, ich finde noch wichtig zu wissen, was du damit meinst, dass du vom Lebens nichts mehr meistern kannst. Heißt das vor allem nicht arbeiten können? Oder bist du allgemein nicht mehr handlungsfähig, so dass du kaum aufstehen, essen, schlafen kannst? Wenn es letzteres ist, was es ja durchaus gibt, wäre es eine behandlungsbedürftige Depression nach meinem Kenntnisstand, dann könnten ggf. vorübergehend entsprechende Medikamente hilfreich sein. Diese wiederum kann keine Psychologin verschreiben, sondern ein Arzt, am besten Neurologe oder Psychiater.
Liebe Grüße
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