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Beitrag von
Plou2016 (7 Beiträge) am Montag, 22.März.2021, 15:29.
Er ist DOPPELT tot
Kann man "Freunden"/Bekannten sagen, was sie alles falsch machen? Darf man das? Wie darf/macht man das?
Mein Mann ist tot.
Und das Umfeld bringt ihn zusätzlich um.
Er ist tot. Aber in mir lebt er. Ich möchte über ihn reden. Ihn so in unserer Mitte halten. So, wie er immer mittendrin war. Nichts.
Manchmal denke ich, ich werde verrückt. Vielleicht habe ich ihn mir nur eingebildet. Eine Fata Morgana? Er wird totgeschwiegen. Kein Wort. Nichts.
Ein Beispiel von so vielen innerhalb der Familie, des Freundes-und Bekanntenkreises: Ich komme gerade von einem Besuch bei meiner Freundin. Eine meiner besten, längsten, vertrautesten Freundinnen.
Sein Tod. Mein Alleinsein. Mein Zurechtkommen ohne ihn. Meine Ängste. Meine Sorgen.
Kein einziges Wort.
2x habe ich eine kleine Anekdote von ihm erzählt, die thematisch passte. Völlig übergangen. Themenwechsel.
Er ist zweimal gestorben.
Das tut so weh. Und ich bin fassungslos.
Wie gehe ich damit um?
So tun, als würde ich nichts bemerken? Aggressiv? Weinerlich? Belehrend?
*** editiert von Plou2016 am Montag, 22.03.2021, 15:30 ***
Dein Beitrag:
Beitrag von
Plou2016 (7 Beiträge) am Montag, 22.März.2021, 15:29.
Er ist DOPPELT tot
Kann man "Freunden"/Bekannten sagen, was sie alles falsch machen? Darf man das? Wie darf/macht man das?
Mein Mann ist tot.
Und das Umfeld bringt ihn zusätzlich um.
Er ist tot. Aber in mir lebt er. Ich möchte über ihn reden. Ihn so in unserer Mitte halten. So, wie er immer mittendrin war. Nichts.
Manchmal denke ich, ich werde verrückt. Vielleicht habe ich ihn mir nur eingebildet. Eine Fata Morgana? Er wird totgeschwiegen. Kein Wort. Nichts.
Ein Beispiel von so vielen innerhalb der Familie, des Freundes-und Bekanntenkreises: Ich komme gerade von einem Besuch bei meiner Freundin. Eine meiner besten, längsten, vertrautesten Freundinnen.
Sein Tod. Mein Alleinsein. Mein Zurechtkommen ohne ihn. Meine Ängste. Meine Sorgen.
Kein einziges Wort.
2x habe ich eine kleine Anekdote von ihm erzählt, die thematisch passte. Völlig übergangen. Themenwechsel.
Er ist zweimal gestorben.
Das tut so weh. Und ich bin fassungslos.
Wie gehe ich damit um?
So tun, als würde ich nichts bemerken? Aggressiv? Weinerlich? Belehrend?
*** editiert von Plou2016 am Montag, 22.03.2021, 15:30 ***
Beitrag von
Kasata (12 Beiträge) am Montag, 22.März.2021, 18:34.
Re: Er ist DOPPELT tot
Liebe Plou,
gerade die Tage ist mir etwas Ähnliches widerfahren: Ein Freund meines Mannes, der länger mit ihm befreundet war als ich mit meinem Mann zusammen war, schrieb mir nach 14 Wochen! das erste Mal eine Nachricht und fragte, wie es mir geht und ob der Alltag schon wieder bei mir eingekehrt ist. Ich antwortete: es sind ja erst 14 Wochen und ich weiß nicht, ob ich je darüber hinweg kommen werde. Seine Antwort war: Du kennst ja den Spruch die Zeit heilt alle Wunden. Das hat mich so getroffen. Was denken die denn? Das man das alles innerhalb kürzester Zeit abschüttelt und so weiter macht wie vorher? Es ist unglaublich. Ich bin sehr enttäuscht und ich kann deine Enttäuschung über das Verhalten, das dir gerade entgegen gebracht wird, gut verstehen. Ich hätte mir auch eher gewünscht, er wäre mal vorbei gekommen und hätte mit mir über meinen Ulli gesprochen oder hätte mich vielleicht mal zum Friedhof begleitet. Es ist so wichtig, dass man über den geliebten verlorenen Menschen sprechen kann. Ich glaube, man muss sich jetzt komplett neu sortieren und auch selektieren, wer einem noch gut tut und wer eben nicht. Ich hoffe für uns, dass wir das schaffen ...
LG Kasata
Beitrag von
rainerba (11 Beiträge) am Samstag, 27.März.2021, 19:43.
Re: Er ist DOPPELT tot
unglaublich... aber es geht mir genauso.
Beitrag von
conny2 (1569 Beiträge) am Dienstag, 23.März.2021, 14:12.
Re: Er ist DOPPELT tot
Kann man "Freunden"/Bekannten sagen, was sie alles falsch machen? Darf man das? Wie darf/macht man das? * Liebe Plou2016,
Du sprichst ein altes Problem an, über das auch hier schon oft diskutiert wurde. In der Literatur gibt es eine, wie ich finde, aufschlussreiche Stelle im Vorwort von Verena Kast zu dem Buch “Über die Trauer” von Clive S. Lewis:
Zitat:
“Der Trauerprozess ist für den Menschen, der ihn durchsteht, ein einsamer Prozess. Trauernde machen es ihren Mitmenschen auch schwer: Sie gehen nicht auf sie zu, gelten oft auch als ansprüchlich - denn eigentlich möchten sie den verstorbenen Menschen zurückhaben -, und sie verlieren in der Regel auch das Verbindliche. Der Trauerprozess bringt es mit sich, dass sehr deutlich unterschieden wird zwischen dem existentiell Wesentlichen im Leben und dem Beiwerk - auf das Beiwerk kann der Trauernde keine Rücksicht nehmen. So ist die Beziehung von beiden Seiten, von den Trauernden und von denen, die trösten wollen, erschwert.
Zitatende
Die Mitmenschen wissen das oft nicht. Selbstverständlich kann man sie möglichst sachlich darauf aufmerksam machen, wie es geht. Auch dazu gibt Verena Kast an gleicher Stelle einen Rat:
Zitat:
Die beste Art, einen trauernden Menschen zu begleiten, ist es, da zu sein, seine Gefühle aufzunehmen, die Geschichten mit anzuhören, die erzählt werden, oder auch selber zu erzählen, wie man den verstorbenen Menschen erlebt hat. Mit der Zeit ist es nur noch möglich, die Gefühle des Trauernden aufzunehmen, ohne diese verändern zu wollen. Das bedeutet aber, dass wir Gefühle des Kummers, der Angst, des Zorns, der Verzweiflung bei einem anderen Menschen aushalten und akzeptieren.”
Zitatende
Mein Rat: Teile es den Menschen einfach so mit, wenn sie es nicht wissen. Das geht ganz leidenschaftslos, wie ich zuverlässig weiß.
LG, conny2
Beitrag von
Plou2016 (7 Beiträge) am Mittwoch, 24.März.2021, 09:19.
Re: Er ist DOPPELT tot
Danke für eure Antworten. Sie haben mich ein wenig "gerade gerückt". Ihr habt recht. Wir haben einen Wissensvorsprung, den wir nicht haben wollten. Und ja, ich weiß nicht, ob ich anders/besser reagiert hätte. Man ist so gefangen in diesem immensen, alles umfassenden Schmerz, so verwundet, so verletztlich.......und dann wird man schnell bitter und vielleicht auch ein Stück weit ungerecht. Und dennoch: Vielleicht ist es für Freunde und Bekannte unmöglich, in diese Gefühlswelt einzutauchen und "mitzugehen". Aber es ist sehr wohl möglich, dass sie sich Gedanken machen. Dass ich abends und an den Wochenenden alleine bin. Aktiv kommt selten ein Angebot, mich am Wochenende mal zum Wandern mitzunehmen o.ä. Das finde ich seltsam, befremdlich und schmerzhaft. Aber vielleicht ist es wirklich so. Sie wissen nicht besser damit umzugehen. Umso wunderbarer, dass es diesen Austausch hier gibt und man sich nicht erklären muss. Ihr alle kennt ihn leider, diesen Schmerz. Habt einen guten Tag. Die Sonne scheint heute so schön.
Beitrag von
lilawitwe (105 Beiträge) am Dienstag, 23.März.2021, 19:03.
Re: Er ist DOPPELT tot
Mein Mann ist jetzt zwei Jahre tot. Mir ging es nach einem Jahr sehr schlecht und ich fand bei meinen / unseren Freunden keinen Trost, sie verstanden einfach nicht, was der Tod des Partners für einen selbst bedeutet. Deshalb ging ich den radikalen Weg, der für mich aber der einzig vernünftige ist: ich habe alle alten Freunde aus meinem Bekanntenkreis gelöscht. Meine neuen Freunde kennen mich nur als Witwe und das tut mir gut.
Beitrag von
rainerba (11 Beiträge) am Dienstag, 30.März.2021, 23:07.
Re: Er ist DOPPELT tot
Ja, geht mir genauso.
Ich erware net viel von Bekannten, aber da kommt gar nix.
Beitrag von
Tor1974 (14 Beiträge) am Dienstag, 23.März.2021, 23:15.
Re: Er ist DOPPELT tot
Liebe Plou,
waren wir vorher anders? Hätten wir vorher anders reagiert? Ich weiß es nicht, ich fürchte bei mir könnte es auch so rüberkommen. Wir haben einen Wissensvorsprung, den wir nicht haben wollten und ich bin ganz oft nicht in der Verfassung anderen unser Wissen mitzuteilen. Wie Conny2 schon schrieb: Woher soll es Deine Freundin denn wissen? Wie viele hier lese ich oder höre Podcasts oder schaue Beiträge im Fernsehen, Mediatheken etc. Ich informiere mich hier, wie es anderen Verwitweten geht, welche Wege ihr geht oder welche Ängste und Sorgen uns umtreiben und gleiche das mit meinen eigenen Erfahrungen und Gefühlen ab. Unsere Partner leben in unseren Erinnerungen weiter und diese Erinnerungen brauchen auch Austausch. Deine Freundin hat keinen eigenen Grund sich damit zu beschäftigen, sondern nur Deinen Grund, Deine Trauer. Wenn sie nicht weiß, wie Sie Dich unterstützen kann, nicht weiß was Du brauchen könntest, worüber Du reden möchtest, dann sag ihr das. Sag ihr, was Du bei Ihr vermisst. Oder gib ihr ein wichtiges Buch, dass Dir geholfen oder das Dir beim Umgang mit Deiner Trauer geholfen hat.
Den Weg von lilawitwe kannst Du dann am Ende immer noch gehen. Für mich wäre das nichts. Unsere Partner leben in unseren Erinnerungen weiter und diese Erinnerungen brauchen auch Austausch. Aber es ist ein möglicher Weg.
Liebe Grüße Torsten
Beitrag von
Andyana87 (10 Beiträge) am Samstag, 27.März.2021, 21:05.
Re: Er ist DOPPELT tot
Ja, da habe ich auch schon oft drüber nachgedacht.
Und sehe das inzwischen genauso. Auch wenn es mir vielleicht noch nicht gelingt, immer im passenden Moment auch daran zu denken
Beitrag von
rainerba (11 Beiträge) am Samstag, 27.März.2021, 19:40.
Re: Er ist DOPPELT tot
Geht mir ganz genauiso.
Kein Wort mehr von niemanden. Ich erwarte ja net dass man ständig oder viel darüber redet. Aber mal ein Satz "Wie geht's Dir"...
Nichts, selbst von langjährigen sog. Freunden. Nichts..einfach nicht
Beitrag von
Tor1974 (14 Beiträge) am Sonntag, 28.März.2021, 21:25.
Re: Er ist DOPPELT tot
Hallo RainerBa,
so unterschiedlich ist das eben. Den Satz "Wie geht's Dir?" und noch schlimmer "Wie geht's Dir denn jetzt" kann ich nicht hören.
Beitrag von
rainerba (11 Beiträge) am Montag, 29.März.2021, 12:16.
Re: Er ist DOPPELT tot
Ja. oder: Zeit heilt Alle wunden, oder Offen für Neues ec....lauter so ein Mist.
Beitrag von
conny2 (1569 Beiträge) am Montag, 29.März.2021, 11:36.
Re: Er ist DOPPELT tot
gelöscht
*** editiert von conny2 am Dienstag, 30.03.2021, 08:52 ***
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