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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Beitrag von
Petra28 (18 Beiträge) am Donnerstag, 5.September.2019, 12:44.
Re: Gedanken die mich schon länger beschäftigen
Liebe Maya Bei mir sehe ich viele Parallelen! Ich bin auch wieder in einer liebevollen,schönen,tiefen Beziehung. Aber mein verstorbener Mann ist einfach immer in meinem Herzen, oft in meinen Gedanken und manchmal auch noch der Auslöser für einen traurigen Tag. Damit habe ich aber meinen Frieden gemacht. Er war die Liebe meines Lebens, aber wer sagt eine Frau kann nicht mehrmals lieben. Mein Herz ist groß, da ist Platz für Ihn, meinen Freund, meine Tochter für Familie und Freunde. Er ist ein Teil von mir und das wird er immer bleiben bis ich selbst die Augen mal zumache. Ich rede von ihm und manchmal unter dem Baum in Friedwald auch mit ihm. Das ist schön für mich. Solange er in meinen, unseren Gedanken ist, hat er seinen Platz zwischen uns. Liebe Grüße Petra
Dein Beitrag:
Beitrag von
maya71 (17 Beiträge) am Freitag, 30.August.2019, 10:34.
Gedanken die mich schon länger beschäftigen
Hallo,
Ich hätte da mal eine Sache die mich schon länger beschäftigt und würde gern eure Meinung hören.
Meine große Liebe starb vor 16 Jahren ganz plötzlich. Wir kannten uns lange - waren aber nur gut 2 Jahre ein Paar. Ich habe anfangs intensiv getrauert und dann gut ins Leben zurückgefunden! Ich habe heute eine wunderbare Tochter mit meinem neuen Partner.
Soweit ist alles gut - ich bin dankbar für unsere gemeinsame (wenn auch kurze) Zeit und ebenso dankbar für das was ich jetzt habe.
Aber es ist als hätte es ihn nie gegeben! Seine Familie wohnt weit weg und der Kontakt ist herzlich aber selten und bleibt eher höflich an der Oberfläche. Das ist ok - wir hatten kaum Gelegenheit uns richtig kennenzulernen. In meinem direkten Umfeld (Freunde, Familie oder Kollegen) spricht niemand über ihn und wenn ich es tue ... wird zugehört aber möglichst schnell zu einem anderen Thema übergegangen. (So nach dem Motto: ist doch alles ewig her) Ich mache grundsätzlich viel mit mir selbst aus und das ist ok - aber irgendwie fühl ich mich mit meinen Erinnerungen ziemlich allein... wie gesagt ... mein Leben ist prima ... und es ist lange her aber er war ein wirklich wichtiger Teil meines Lebens und auch beliebt bei anderen ... was ist falsch daran sich gern daran zu erinnern? (Und es ist ja nu nicht so als hätte ich kein anderes Thema und würde mich nur um meine Vergangenheit drehen)...
Er bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Geschichte und manchmal hab ich das Gefühl ich müsste mich dafür rechtfertigen oder etwas erklären ... ist das irgendwie merkwürdig oder kennt das noch jemand?
Ich freu mich von euch zu lesen Maya
Beitrag von
conny2 (1567 Beiträge) am Freitag, 30.August.2019, 14:30.
Re: Gedanken die mich schon länger beschäftigen
Aber es ist als hätte es ihn nie gegeben! * Liebe Maya,
wenn ich Deinen Beitrag richtig verstehe, ist es ja gerade nicht so, als hätte es ihn nie gegeben, eben weil DU an ihn denkst und seine Familie vielleicht auch und er daher in euren Erinnerungen weiterlebt. Das ist, zugegeben, nicht viel, verglichen mit dem was das Leben zu bieten hat, aber fraglos mehr, als hätte es ihn nie gegeben. Vermutlich tut man gut daran, seine Erinnerungen nicht nur einfach zu haben, sondern sie auch wertzuschätzen. Darauf macht u.a. Dietrich Bonhoeffer aufmerksam, mit der Bemerkung: Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel in sich [weil man es entbehren muss], sondern wie ein kostbares Geschenk [das man bekommen hat und das einem niemand nehmen kann].
LG, conny2
Beitrag von
blackeyes (1580 Beiträge) am Freitag, 30.August.2019, 16:25.
Re: Gedanken die mich schon länger beschäftigen
• Er bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Geschichte und manchmal hab ich das Gefühl ich müsste mich dafür rechtfertigen oder etwas erklären ... ist das irgendwie merkwürdig oder kennt das noch jemand? •
Hallo Maya,
ich kenne etwas ähnliches. Aber ist es nicht oft so, dass andere uns das Gefühl vermitteln, als hätte es Menschen, die uns viel bedeutet haben und die nun nicht mehr sind, nie gegeben? Das mag gar keine böse Absicht sein. Wenn wir aber mit keinem anderen oder kaum noch mit jemand über diese uns so wertvollen Menschen sprechen können, so kann daraus durchaus ein neuer und zugleich wunderlicher Schmerz entstehen. Joseph von Eichendorff hat es in einem Gedicht treffend ausgedrückt: Die Welt treibt fort ihr Wesen, Die Leute kommen und geh’n, Als wärst du nie gewesen, Als wäre nichts gescheh’n. In meinem Alter ist es nun so, dass sich die Reihen tatsächlich immer mehr lichten und dass von der Begebenheit, die ich erzählen möchte, kaum noch jemand weiß.
Es gibt Begegnungen im Leben mancher Menschen, die nur für ihn und ausschließlich für ihn von unschätzbarer Bedeutung sind, die von Dritten zwar wahrgenommen, aber nach einer gewissen Zeit tatsächlich ad acta gelegt werden, weil „gewesen“. Ihr beide wart ein Paar und das hat nun wieder eine völlig andere Dimension als das, was sich in meinem Leben zugetragen hat. Es ist eigentlich nicht zu vergleichen, aber irgendwie kommt es mir in diesem Zusammenhang wieder in den Sinn.
Als junges Mädchen verband mich eine tiefe Freundschaft mit einem Schriftsteller, der u. a. Jugendbücher verfasst hat, die ich regelrecht verschlungen habe. Seine fesselnde, aber zugleich ansprechende Erzählweise hat mich ungemein berührt und seine Protagonisten fasziniert. Er war damals so alt wie ich heute. Ich hätte also ohne weiteres seine Enkelin sein können. Ich habe ihn bewundert und verehrt, ja, ich habe ihn auf (m)eine ganz eigene Weise geliebt und wollte ihn kennenlernen. Ich habe ihm geschrieben und nie wirklich mit einer Antwort gerechnet. Aber ich habe sie bekommen, denn ich hatte sein Interesse geweckt und so entstand eine wunderbare Freundschaft über Jahre, die mir sehr viel bedeutet hat. Ich habe ihn getroffen und ich durfte ein paar Ferientage bei ihm und seiner Frau verbringen. Das war ein Privileg, um das ich seinerzeit von vielen beneidet, für das ich aber auch bewundert wurde. ;). Bei ihm fand ich Verständnis und fühlte mich wahrgenommen.
Doch wie es im Leben so kommt, ist diese Freundschaft eines Tages im Sande versickert. Ich hatte meinen Lebensweg gefunden, hatte meine kleine Familie und alles war gut. Ich habe ihn aber nie ganz vergessen, meinen väterlichen Freund. Eines Tages wollte ich wieder dort anknüpfen, wo alles aufgehört hat und musste durch seinen Verlag erfahren, dass er vor ein paar Jahren gestorben war. Ich habe wohl zum ersten Mal gespürt, wie schmerzlich und nagend es ist, wenn man noch das eine oder andere sagen, fragen oder erzählen möchte, das auf der Seele brennt, aber der Mensch, der es verstehen würde, nicht mehr ist. Ich werde ihn immer im Herzen bewahren, meinen Freund, und wie all seine handsignierten Bücher wertschätzen, durch die ich ihm begegnet bin. Es war ein absoluter Meilenstein in meinem Leben. Es gibt fürwahr nur noch wenige, die an dieser Verbindung teilhatten, mit denen ich mich darüber unterhalten kann und die sie mit denselben Augen sehen wie ich – darunter auch mein alter Lehrer! Fast bei jeder Klassenzusammenkunft kommt das Gespräch darauf . Ein Mensch, der anderen dergestalt im Gedächtnis geblieben ist, lebt dort auch weiter.
:) blackeyes
Beitrag von
Nafets (674 Beiträge) am Freitag, 30.August.2019, 17:19.
Re: Gedanken die mich schon länger beschäftigen
Liebe Maya,
die heutige Zeit ist sehr hektisch, schnelllebig und vergesslich. Um "vergessen" zu werden, muss man nicht einmal sterben. Viele Menschen in Führungsämtern hatten dadurch (!) - also vor allem durch die "Funktion" - Aufmerksamkeit; ist das Amt erst einmal weg, fragt kaum noch jemand nach dem Menschen dahinter ...
Die "Intensität" der Berührung, des Kontaktes und der inneren Verbindung spielt sicher auch eine große Rolle. "Freund" ist längst nicht gleich "Freund" - zudem hat jeder viell. eine andere Vorstellung von "Nähe". Selbst "Partnerschaft" ist deshalb nicht immer gleich "Partnerschaft". Und es gibt Dinge, die man kaum erklären kann. Meinen Freund Peter, der kürzlich verstarb, kannte ich von kleinauf; es gibt viele Bilder von uns aus der allerersten Zeit, wo die Mütter beisammen saßen und wir beide im selben Laufstall rumturnten. Später gab es eine Phase, da haben wir uns fast 20 Jahre nicht gesehen; dafür die letzten 20 Jahre umso intensiver. Aber frag' mich nicht, warum die Verbindung so eng und vertrauensvoll war - denn eigentlich waren wir so total wesensverschieden und unterschiedlich, dass es extremer kaum hätte sein können ... Etwas Ähnliches gilt für meinen Freund Kurt in Bad Wildungen. Wir kennen uns auch von kleinauf - da ich dort jede Ferien ganz lange bei meinem Onkel auf dem Bauernhof war und wir damals viel zusammen gemacht haben. Wir sehen uns nur noch extrem selten; aber dann ist die emotionale Nähe förmlich mit Händen zu greifen. Ich kann es Dir nicht erklären, aber diese Verbindungen sind/waren eben anders als zu anderen "Freunden". Unter Letzteren sind einige, die ich beispw. nach dem Tod von Christina aus den Augen verlor, die alle noch leben, und die ich trotzdem kaum noch vor Augen habe. Sie sind aus meinem Leben und Denken verschwunden ...
"Sich erinnern" findet - schon im Sinne des Wortes "sich" - oft sehr einsam statt; man ist dann mit und bei sich selbst. "Gemeinsames Erinnern" gibt es in heutiger Zeit wohl nur noch ganz selten (?). Ja, wer nicht mehr sicht- und hörbar "unter uns" weilt, verschwindet tatsächlich sehr leicht aus unserer Wahrnehmung, in einer Gesellschaft, in der außer Historikern und Philosophen die meisten Menschen den Blick hauptsächlich n u r nach vorne richten - leider. So ist nun einmal der Gang der Dinge.
Wichtig ist, was DU empfindest! Wie es in DEINEM Herzen aussieht! Die Anerkennung und das Gedenken der anderen ist zusätzlich schön, aber sehr viel weniger wichtig. Wir alle definieren uns letzten Endes hauptsächlich über uns selbst, über unser eigenes Wesen, und nicht so sehr über die anderen ... Und so haben wir eben auch ein ganz eigenes, sehr persönliches Erinnern ... oft ganz leise, aber manchmal quillen die Worte auch aus uns heraus, wie ein Faß voller schöner Gefühle, das gerade überläuft ...
*** editiert von Nafets am Freitag, 30.08.2019, 17:21 ***
Beitrag von
maya71 (17 Beiträge) am Samstag, 31.August.2019, 15:00.
Re: Gedanken die mich schon länger beschäftigen
Vielen lieben Dank für Eure Beiträge - vielleicht erwarte ich von meiner Umwelt auch einfach zu viel - meine wunderbaren Erinnerungen bleiben mir - und die seltenen Momente in denen ich die mit jemandem teilen kann genieße ich um so mehr.
Es tat gut Eure Beiträge zu lesen! Vielen Dank Maya
Beitrag von
Petra28 (18 Beiträge) am Donnerstag, 5.September.2019, 12:44.
Re: Gedanken die mich schon länger beschäftigen
Liebe Maya Bei mir sehe ich viele Parallelen! Ich bin auch wieder in einer liebevollen,schönen,tiefen Beziehung. Aber mein verstorbener Mann ist einfach immer in meinem Herzen, oft in meinen Gedanken und manchmal auch noch der Auslöser für einen traurigen Tag. Damit habe ich aber meinen Frieden gemacht. Er war die Liebe meines Lebens, aber wer sagt eine Frau kann nicht mehrmals lieben. Mein Herz ist groß, da ist Platz für Ihn, meinen Freund, meine Tochter für Familie und Freunde. Er ist ein Teil von mir und das wird er immer bleiben bis ich selbst die Augen mal zumache. Ich rede von ihm und manchmal unter dem Baum in Friedwald auch mit ihm. Das ist schön für mich. Solange er in meinen, unseren Gedanken ist, hat er seinen Platz zwischen uns. Liebe Grüße Petra
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