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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Beitrag von
Mause (1236 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 09:29.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Ihr Lieben,
der virtuelle Austausch in diesem Forum ist unbestritten eine wichtige und sehr hilfreiche Möglichkeit, diese extrem kräftezehrende und manchmal trostlose Zeit zu überstehen. Auch wenn die Nutzung eines Chats heute nicht mehr zeitgemäß erscheint, für die erste Zeit der Trauer (etwa 2 Jahre), fand ich diese Art der Kommunikation mit gleich Betroffenen, aber im Prinzip fremden Menschen, sehr hilfreich und passend. Im Prinzip war in den Abendstunden immer jemand für einen Austausch erreichbar. Irgendwann entstand dann der Wunsch, sich mal zu treffen, um sich persönlich kennen zu lernen. Aus vielen Kontakten und Gesprächen weiß ich, dass es auch heute noch vielen Trauernden ähnlich geht. Warum erwähne ich das? Familie, frühere Freunde - nicht immer können sie uns aus unterschiedlichen Gründen die nötige Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen lassen. Unsere Lebenssituation hat sich total verändert und zu einer unserer wichtigsten Aufgaben zählt jetzt, das soziale Netzwerk um uns herum wieder tragfähig werden zu lassen. Das ist keineswegs einfach, gerade dann, wenn das Leben Kopf steht, aber es ist gleichzeitig eine Chance, die wir nutzen können. Wenn die Alternativen fehlen, müssen wir uns neu orientieren. Habt den Mut dazu! Was habt Ihr zu verlieren? Liebe Gudi57, lieber DD61, die Entfernung zwischen Euren Wohnorten scheint mir persönlich nicht unüberwindbar. Zu helfen, Hilfe annehmen zu können - kann der Perspektivlosigkeit etwas entgegensetzen. Vieles wird leichter, wenn man nicht so allein dabei ist. Ich bin seinerzeit 650 km gefahren, um jemand aus diesem Forum zu treffen, weil ein intensiver persönlicher Austausch uns gut getan hatte. Wir haben uns trotz dieser Entfernung mehrmals gegenseitig besucht und uns durch die schwere Zeit begleitet.
An unserem ersten gemeinsamen Abend haben wir uns zum Abschied umarmt und dabei zum Himmel geschaut. Wir sahen eine Sternschnuppe und jede von uns beiden wünschte sich dabei etwas. Es war März, da sind Sternschnuppen nicht so zahlreich.
10 Jahre später weiß ich: Mein Wunsch hat sich zu großen Teilen erfüllt. Ich glaube, der andere wurde auch erfüllt(Man darf ja nicht drüber reden);-) Manches davon war harte Arbeit, anderes hat sich gefügt.
Gebt nicht auf!
Mit vielen guten Wünschen für bessere Zeiten,
Marie
Dein Beitrag:
Beitrag von
Gudi57 (19 Beiträge) am Mittwoch, 2.Oktober.2019, 15:15.
Die Trauer erdrückt mich
Ratlos ... perspektivlos. Warum? Und wozu das alles? Wozu versuchen, in diesem neuen Leben irgenwie einen Platz zu finden? Vor 1 1/4 Jahren ist mein Mann an Krebs gestorben. Meine Liebe, mein Leben. Wir waren wie Yin und Yang. Aber seit Ingo aus unserem Leben und aus meiner Seele gerissen wurde, blutet sie nur noch. Gerade habe ich wieder einen Heul-Flash hinter mich gebracht. Die Dinge des Alltags wachsen mir über den Kopf.In meinem Wald sind beim letzten Sturm 14 Bäume abgebrochen ... ich krieg nen Heulkrampf. Mein Motorroller und der Geschrrspüler sind kaputt ... ich brech zusammen. Meine Tochter und ihr Freund, mit denen ich mich sehr gut (!) verstehe, wohnen seit 6 Monaten vorübergehend bei mir ... ich ertrage das junge Glück und die gute Laune neben mir oft nicht mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, nur die Verantwortung für meine Kinder (26 und 28) hält mich noch am Leben. Ich möchte ihnen nach so kurzer Zeit nicht gleich nochmal eine Trauerphase zumuten. Ich habe gedacht, man muss das erste Trauerjahr überstehen, und dann wird es irgendwie leichter. Das stimmt aber nicht. Wir wollten zusammen alt werden. Wenn ich die Gene meiner Eltern geerbt habe, hab ich jetzt noch ca. 30 Jahre allein vor mir. Wenn ich früher eine Sternschnuppe gesehen habe, habe ich mir immer nur gewünscht, dass alles so bleibt, wie es ist. Scheiß Sternschnuppen!
Ratlos, perspektivlos, allein
Gudi
Beitrag von
DD61 (14 Beiträge) am Mittwoch, 2.Oktober.2019, 17:02.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Gudi,
es tut mir unendlich leid daß die so down bist. Beim Lesen kamen mir sofort die Tränen....2 Minuten vor ihrem Zusammenbruch hab ich meinem Engel gesagt daß ich mit ihr alt werden will. Auch wir waren, wenn ich zu Hause war, unzertrennlich.
Zwischen den Zeilen hab ich da etwas sehr beunruhigendes bei dir gelesen. Bitte melde dich wenn du solche Gedanken hast!
Wir wohnen in einem 63 Seelen Dorf am Waldrand haben Anfang August zusammen die Perseiden-Schauer angeschaut und Sternschnuppen gesehen. Auch unsere Wünsche sind nicht in Erfüllung gegangen. Leider leider!
Wenn du näher bei mir wohnen würdest hättest du morgen Hilfe im Wald und beim Motorroller!
Du bist nicht allein, wir alle hier sind für dich da.
Lieben Gruß Detlev
Beitrag von
Sonne68 (43 Beiträge) am Mittwoch, 2.Oktober.2019, 20:26.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Gudi,
auch wenn es jetzt hart klingt, ist es doch so, dass bei allen, die wir hier sind, unsere Partner die Liebe unseres Lebens waren. Auch wollten wir alle gemeinsam alt werden. Leider war uns das allen aber nicht vergönnt.
Dein Mann wurde aus deinem Leben gerissen, aber niemals aus deiner Seele. Dort kann ihn dir keiner nehmen. Leider habe ich hier oft gelesen, dass das 2. Trauerjahr schlimmer ist als das erste. Die Bäume wären auch abgebrochen, wenn dein Mann noch leben würde. Bei mir gingen bereits in den ersten Monaten so viele Dinge kaputt, dass ich dachte, dass muss mit meiner "negativen Energie" zu tun haben ... Gibt es irgendetwas das dir Freude bereitet? Hast Du dir überlegt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Ich wünsche Dir ganz fest, dass du dich bald aus dem Tief kämpfst und irgendwann stolz darauf bist, was Du alles schaffst.
LG Sonne67
Beitrag von
Gudi57 (19 Beiträge) am Mittwoch, 2.Oktober.2019, 22:26.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Danke,das hilft mir jetzt so richtig weiter ...
Übrigens, ja, professionelle Hilfe hatte ich schon.
Beitrag von
Sammy2009 (542 Beiträge) am Mittwoch, 2.Oktober.2019, 23:03.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Gudi, ich kann nachfühlen, wie es Dir gerade geht. Als im letzten Jahr unsere Heizung eine Fehlermeldung zeigte, hatte ich exakt die gleiche Reaktion wie Du. Natürlich wusste ich, dass ich den Heizungsfachmann anrufen musste – aber zunächst einmal war da diese ungeheure Hilflosigkeit und das übermächtige Gefühl des Alleinseins. Wo ist mein Mann – er war doch dafür zuständig… oder als dieses Jahr im Frühjahr der Brunnen im Garten in Betrieb genommen werden musste – schon letztes Jahr war es für mich ein aussichtsloses Unterfangen. Im August – der Sommer 2018 war da schon über 4 Monate auf Hochtouren – im August konnte ich den Nachbarn fragen, ob er mir hilft. Natürlich hat er mir sofort geholfen – genutzt hatte es nichts, denn ich hatte keine Kraft mehr, mich mit dem Wässern des Gartens zu beschäftigen. Und dieses Jahr? Ich dachte, dieses Jahr klappt es besser und im Frühjahr wird der Brunnen aus dem Winterschlaf geholt. Hab ich auch gemacht – aber wieder mit Hilfe des Nachbarn und anschließend holte mich der „Heul-Flash“ ein.
Es sind dieses Situationen und Arbeiten, die wir bisher immer in Zweisamkeit erlebten und erledigten und die uns so gnadenlos vor Augen führen, dass wir nun wirklich auf uns selbst gestellt sind. Natürlich können wir uns Hilfe holen, doch es tröstet uns nicht über diesen unfassbaren Schmerz hinweg. Das Gefühl des Alleinseins kommt mit Wucht bei solchen Aufgabenstellungen und ist da und muss von uns ausgehalten werden. Und wenn es ganz, ganz schlimm kommt, dann hilft nur ATMEN – und sonst nix weiter machen. Bis es wieder irgendwie ein kleines bisschen heller wird, im Dunkel der Katakomben.
Liebe Gudi, schreib hier im Forum, wenn es Dir hilft – frage nach, geh in Chats… tausche Dich mit uns anderen aus… und vor allem: geh liebevoll mit Dir selbst um. Licht und Wärme für Dich
Beitrag von
Gudi57 (19 Beiträge) am Mittwoch, 2.Oktober.2019, 23:35.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Sammy, Danke für deine Mut machenden Worte!
Ja, ich habe im zweiten Halbhahr nach Ingos Tod einiges an Tatkraft entwickelt, hab u.a. den teilweisen Umbau meines Elternhauses in die Wege geleitet, mit dem wir immer noch beschäftigt sind. Ich habe auch versucht, wieder in die Proben meines Chores einzusteigen, was mir bis heute manchmal schwer fällt, da ich beim Singen blöderweise immer wieder dazu neige, loszuheulen. Ich habe mich bemüht, neue Kontakte zu knüpfen, mit gewissem Erfolg teilweise.
Und ja, ich habe Hilfe, vor allem von meinen Kindern und ihren Partnern, aber auch von Nachbarn.
Trotzdem gibt es halt immer wieder Situationen und auch längere Zeiten, in denen die Trauer und Verzweiflung über mir zusammenschlägt. Zeiten, in denen ich den Verlust meines Mannes immer noch nicht begreifen geschweige denn akzeptieren kann.
Das ist auch der Grund, weshalb ich nach längerer Funkstille wieder hier ins Forum geschrieben habe. Ich habe eben das Gefühl, wir sprechen hier die gleiche Sprache. Man versteht und wird verstanden.
Eure Gudi
Beitrag von
Jasmin2 (1577 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 11:00.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo Gudi, ich verstehe dich sehr gut. Ich schätze mal, die Meisten von uns hatten vorher die Vorstellung, dass die Trauer nach dem ersten Jahr in großen Teilen überstanden ist - vllt weil man früher von "dem Trauerjahr" gesprochen hat.. Wir hier wissen, dass dem meist nicht so ist, denn die Endgültigkeit kommt eben erst mit der Zeit in unserem Bewusstsein an, vllt auch weil es zu unserem Schutz ist. Wenn man über Jahrzehnte mit dem Partner verwachsen war, ist der Verlust ein enormer Einschnitt. Das gilt es anzunehmen für eine ganze Zeit lang.
Du schreibst ja, was du immerhin schon bewerkstelligt hast im letzten halben Jahr mit Umbau etc. Immerhin kann dir das zeigen, dass du noch Kräfte in dir trägst, die nur momentan etwas verschüttet sind.
Ich habe gelesen, dass du im Chor singst, so wie ich. Gerade Musik ist oft eine große Herausforderung während der heftigsten Trauerzeit. Ich selbst habe es so gehandhabt, dass ich eine ganze Zeit nur die Hälfte der Probe nach Absprache mit dem Chorleiter absolviert habe, dann war ich weiterhin ein Teil der Gruppe, konnte aber auch meinen Kräften entsprechend mich wieder zurückziehen. Längere Zeit hatte ich auch nicht die gewohnte Stimmkraft, doch sie kam nach einer längeren Zeit wieder, ca.nach 2-3 Jahren , glaub ich. Bleib dabei, "Chorgesang ist wie Sauna für die Seele", sagte mir eine Freundin und ich kann dem zustimmen ;)
Seit ein paar Jahren singe ich mit meinem neuen Partner zusammen in einem anderen Chor und auch wenn dies für dich momentan vermutlich "Zukunftsmusik" ist - es soll dir sagen, wir können uns aus Steinen des Zusammenbruchs etwas Neues zusammenbasteln. Es kostet Mut, viel Geduld (vor allem mit sich selbst) und Kraft - doch es lohnt sich.
Ich wünsche dir zunehmend Zuversicht und liebe Menschen in deiner Umgebung! Alles Liebe Jasmin
Beitrag von
Gudi57 (19 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 13:34.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Jasmin,
in deinem Profil habe ich einiges entdeckt, was wir gemeinsam haben. Nicht zuletzt die Liebe zum Chorsingen. Hättest du Lust, mich mal auf WhatsApp zu kontaktieren? Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns einiges zu erzählen hätten. Ich habe deshalb mal meine Mailadresse reingeschrieben. Ich würde mich darüber freuen!
Liebe Grüße! Gudi
Beitrag von
Gudi57 (19 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 20:03.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Beate 68,
nachdem ich jetzt zum zweiten mal den Kampf mit der Technik des Postfachs verloren habe, antworte ich dir jetzt hier.
Auch Ingo und ich galten als das ideale Paar,und wir selbst haben das auch genauso empfunden. Es hieß "Ingo und Gudi sind füreinander gemacht" oder "Ihr strahlt soviel Harmonie aus!" Wir waren beide die große Liebe des anderen. Am Tag unserer Hochzeit sagte Ingo "ich bin glücklich, wenn Gudi glücklich ist". Dieses Glück wurde uns leider genommen.
Ich weiß nicht, ob ich den Rest meiner Zeit allein bleiben oder nochmal jemanden kennenlernen werde. Ich bin mir aber sicher, dass Ingo auch das in Ordnung finden würde.
Um, wie du schreibst, unser Leben zu meistern, brauchen wir Mut. Aber egal, was wir draus machen: unsere Liebsten - die toten und die lebendigen - wünschen sich bzw. hätten gewollt, dass wir wieder glücklich werden.
Mein Mann und unsere Liebe werden bis an mein Lebensende einen wichtigen Platz in meinem Herzen haben. Deshalb habe ich mir auch zu Ingos 60. Geburtstag heuer im April ein Tattoo auf's Dekolleteé stechen lassen, das ich selbst entworfen habe. Mein einziges Tattoo.
Ich wünsche dir (und eigentlich uns allen) Mut, Tatkraft und irgendwann auch wieder Optimismus, unser Leben zu meistern!
Gudi
Beitrag von
Mause (1236 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 09:29.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Ihr Lieben,
der virtuelle Austausch in diesem Forum ist unbestritten eine wichtige und sehr hilfreiche Möglichkeit, diese extrem kräftezehrende und manchmal trostlose Zeit zu überstehen. Auch wenn die Nutzung eines Chats heute nicht mehr zeitgemäß erscheint, für die erste Zeit der Trauer (etwa 2 Jahre), fand ich diese Art der Kommunikation mit gleich Betroffenen, aber im Prinzip fremden Menschen, sehr hilfreich und passend. Im Prinzip war in den Abendstunden immer jemand für einen Austausch erreichbar. Irgendwann entstand dann der Wunsch, sich mal zu treffen, um sich persönlich kennen zu lernen. Aus vielen Kontakten und Gesprächen weiß ich, dass es auch heute noch vielen Trauernden ähnlich geht. Warum erwähne ich das? Familie, frühere Freunde - nicht immer können sie uns aus unterschiedlichen Gründen die nötige Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen lassen. Unsere Lebenssituation hat sich total verändert und zu einer unserer wichtigsten Aufgaben zählt jetzt, das soziale Netzwerk um uns herum wieder tragfähig werden zu lassen. Das ist keineswegs einfach, gerade dann, wenn das Leben Kopf steht, aber es ist gleichzeitig eine Chance, die wir nutzen können. Wenn die Alternativen fehlen, müssen wir uns neu orientieren. Habt den Mut dazu! Was habt Ihr zu verlieren? Liebe Gudi57, lieber DD61, die Entfernung zwischen Euren Wohnorten scheint mir persönlich nicht unüberwindbar. Zu helfen, Hilfe annehmen zu können - kann der Perspektivlosigkeit etwas entgegensetzen. Vieles wird leichter, wenn man nicht so allein dabei ist. Ich bin seinerzeit 650 km gefahren, um jemand aus diesem Forum zu treffen, weil ein intensiver persönlicher Austausch uns gut getan hatte. Wir haben uns trotz dieser Entfernung mehrmals gegenseitig besucht und uns durch die schwere Zeit begleitet.
An unserem ersten gemeinsamen Abend haben wir uns zum Abschied umarmt und dabei zum Himmel geschaut. Wir sahen eine Sternschnuppe und jede von uns beiden wünschte sich dabei etwas. Es war März, da sind Sternschnuppen nicht so zahlreich.
10 Jahre später weiß ich: Mein Wunsch hat sich zu großen Teilen erfüllt. Ich glaube, der andere wurde auch erfüllt(Man darf ja nicht drüber reden);-) Manches davon war harte Arbeit, anderes hat sich gefügt.
Gebt nicht auf!
Mit vielen guten Wünschen für bessere Zeiten,
Marie
Beitrag von
DD61 (14 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 10:48.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Marie,
danke für deine tröstenden und weise Worte.
Ja du hast Recht... in jedem Ende liegt auch ein neuer Anfang.
Kann dir nur nicht sagen wann ich das "Ende" erreichen werde bzw. erreicht habe.
Ja,bei mir sind es erst Wochen her..... ich sehe aber hier viele von Euch die auch noch lange nicht an diesem "Ende" angelangt sind.
War gestern froh meinen "roten Faden" für meine Trauerrede gefunden zu haben, jetzt sitze ich vorm Laptop und kriege kein Wort geschrieben....
Viele haben Kinder und / oder Tiere...die eine gewisse Tagesroutine "vorschreiben", denke wenn dem nicht so wäre, würde es für einige noch schlimmer sein. Wenn man im Loch ist fehlt einem manchmal jeglicher Antrieb, gut wenn dann eine Aufgabe da ist.
Heute ist bei dem Wetter und dann noch Feiertag, für viele so ein Tag.
Mein Engel hätten gesagt: " Heute ist Joggertag ( will heißen nur im Jogginganzug)! Wir gehen mit dem Hund dann ein Frühstück und wir backen Brote! Vielleicht nachher mit dem Hund zusammen nach Steinpilzen suchen!"
Stattdessen war ich eben mit dem Hund, hab mein Porridge allein gegessen, im Hintergrund läuft Musik ( Indie Pop von Youtube, kann ich nur empfehlen) und ich backe gleich ein Brot aus ihren Sauerteigen.....
Mir hilft es ungemein hier mit euch eine Sprache zu sprechen....
Lieben Gruß Detlev
Beitrag von
Sansibar (185 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 13:08.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Zitat DD61: ....Ja,bei mir sind es erst Wochen her..... ich sehe aber hier viele von Euch die auch noch lange nicht an diesem "Ende" angelangt sind....
Über den Satz bin ich gerade gestolpert und hat mich zum Nachdenken gebracht. Wie war/ist es bei mir? Ich habe immer wieder Phasen gehabt, in denen ich gelebt habe und das auch schon wieder ziemlich gut. Aber meine Trauerarbeit war noch nicht "erledigt". Ich musste immer wieder an das Thema heran. Es waren Auszeiten, aber nicht das Ende. Für mich ist das Ende erst dann erreicht, wenn ich mir ein zufriedenes neues Leben aufgebaut habe. Es mag vlli so erscheinen, dass die "alten Hasen" noch so trauern wie die "Neulinge", aber dem ist nicht so, zumindest bei mir nicht. Sie stellen sich anderen Aufgaben, die mit dem Verlust zusammen hängen ,die aber nichts mit der Trauer im ersten und zweiten Jahr gemein haben.
Sansibar
Beitrag von
RehTse (192 Beiträge) am Freitag, 4.Oktober.2019, 10:18.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Sansibar,
ganz ehrlich glaube ich sogar, dass die Trauer nie wirklich zu Ende ist, zumindest bei mir. Ich fühle mich gut in meinem Leben, wie es jetzt ist. Ich fühle mich angekommen. Aber die Trauer begleitet mich immer noch. Natürlich ganz anders als in der akuten Phase und auch nicht jeden Tag. Aber die Erfahrung des Verlustes geht ja nicht einfach so weg, dafür ist der Einschnitt viel zu massiv. Es tut nicht mehr weh, aber es ist immer noch traurig. Und dann und wann fließen auch nochmal ein paar Tränen. Ich glaube, das wird den Rest meines Lebens so bleiben. Aber ich finde es nicht schlimm. Es gehört zu mir so wie meine grünen Augen und meine große Nase ;-)
Beitrag von
Sansibar (185 Beiträge) am Freitag, 4.Oktober.2019, 18:55.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe RehTse,
das stimmt, so einfach weg geht das Ganze nicht. Aber die Trauer zieht sich immer weiter zurück. Ich hatte lange Zeit ein Trauergefühl, wenn ich über meinen Mann gesprochen habe. Ich meine nicht die ersten beiden Jahre, sondern später, als die Trauer nicht mehr ganz so akut war. Das habe ich heute nicht mehr. Er gehört zu meinem Leben, ich spreche ganz selbstverständlich über ihn und über die gemeinsam verbrachte Zeit.Ich habe ein gutes Gefühl, wenn ich an ihn denke und bin dankbar. Allerdings bin ich auch schon zwei Jahre weiter auf dem Weg nach dem Verlust. Jetzt muss ich halt sehen, wie mein Leben weiter geht. Es liegt in meiner Hand.
Sansibar
Beitrag von
blackeyes (1580 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 11:50.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Gudi,
das erste Trauerjahr sagt - so habe ich es gehört und gelesen - lediglich aus, dass man all die Jahrestage wie Geburtstage, Hochzeitstag und auch die kalendarischen Feiertage, die man sonst zu zweit oder in der Familie verbracht hat, nun allein hinter sich gebracht hat - mehr nicht. Die Trauer ist nicht an Zeit gebunden und lässt sich nicht in den Hintergrund drängen. Sie ist ganz einfach da, wenn man geliebt hat. Sie wird milder, verliert irgendwann von ihrer bedrückenden Schwere, aber sie lässt sich nicht verleugnen - so meine Erfahrung. Ich war fünf Jahre älter als du es jetzt bist, als ich meinen Mann verloren habe und wir hatten lediglich zweieinviertel gemeinsame Rentenjahre. Es war eine schwere, dunkle Zeit und es gibt auch heute noch nach über fünf Jahren Zeiten der Tränen. Das ist ganz einfach so. Man muss nicht um alles in der Welt versuchen stark zu sein. Die Stärke, die in uns schlummert, findet ihren Weg eines Tages wieder zurück in dieses andere Leben. Darauf kannst du vertrauen!
Ratlos - würdest du denn Ratschläge annehmen?
Perspektivlos - noch kannst du die Dinge des Lebens beeinflussen oder aber du lässt dich treiben und es ergeben sich irgendwann neue Gesichtspunkte. Es ist beides nicht verkehrt, denke ich.
Allein - kaum jemand ist ganz ellein auf dieser Welt. Wir haben das Liebste verloren, aber vielen von uns wurde etwas hinterlassen, nämlich Kinder und - vielleicht auch dir - irgendwann Enkelkinder. In ihnen setzt sich das Leben fort. Wir können aktiv daran teilhaben oder (nur) beobachten und uns, auch wenn das jetzt nicht so tröstlich klingt, daran erfreuen.
Viel Kraft und alles Gute für dich!
blackeyes :)
Beitrag von
Gudi57 (19 Beiträge) am Donnerstag, 3.Oktober.2019, 13:21.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo Ihr Lieben,
nachdem ich heute den neuen Tag erst mal wieder - wie in letzter Zeit öfter - mit Tränen begrüßt habe, hab ich "verwitwet" aufgemacht und all eure einfühlsamen, empathischen und Mut machenden Beiträge gefunden. Ich danke euch dafür!!!
Es tut einfach gut, die Äußerungen von Leuten zu lesen, die Ähnliches erlebt haben, sich mit ähnlichen Gedanken und Problemen herumschlagen und ähnlich empfinden.
Gudi
Beitrag von
cocobello (11 Beiträge) am Montag, 14.Oktober.2019, 19:10.
Re: Die Trauer erdrückt mich
wisst ihr was komisch ist, ich habe früher nie Sternschnuppen gesehen. An dem Tag, an dem die Trauergäste alle zusammen waren, haben wir gleich zwei recht lange am selben Abend gesehen. Leider war es da zu spät......
Zur Trauer. Ich kann es nach über drei Monaten immer noch nicht fassen, daß meine geliebte Frau nicht mehr bei uns ist. Ist das bei mir Selbstmitleid oder geht das euch auch so? Ich bin da richtig ratlos, ob bei mir noch alles richtig tickt? Ich habe manchmal das Gefühl, das das alles überhaupt nicht wahr sein kann. Sie fehlt an jeden Ecken, und damit meine ich nicht Wäsche machen oder Kochen. Das haben wir immer zusammen gemacht. Aber das einfach nur dasein.... das fehlt und ist so unheimlich. Wenn ich nicht daran denke, ist es manchmal nicht da, dieses Gefühl und dann kommt es umso schlimmer.
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Montag, 14.Oktober.2019, 19:56.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo cocobello,
Sternschnuppen sind toll sowie auch Regenbogen... Für uns sind es Zeichen!
Du hast Deine Frau vor 3 Monaten verloren und fragst Dich, ob bei Dir alles in Ordnung ist. Sicherlich nicht, denn Dein Leben ist völlig aus den Fugen geraten. Und begreifen oder verstehen kann man das auch nicht, jedenfalls nicht in dieser kurzen Zeit. Der Verstand weiß es, aber das Herz will es nicht wahrhaben. Glaube mir, es wird noch eine Menge Zeit vergehen, bis Du die Realität siehst und auch begreifst.
Das ging uns allen so, Du bist da nicht allein mit diesen Gefühlen. Ich glaube, daß muss auch so sein, denn wenn man den Verlust sofort mit der gesamten Intensität erleben und fühlen müsste, würde das kein Mensch aushalten. Wir alle versuchen manchmal, es auszublenden oder uns abzulenken, damit es nicht so weh tut. Funktioniert nur eine gewisse Zeit....
Trauer und Einsamkeit sind einfach da und wir müssen lernen, damit zu leben. Das wirst Du auch eines Tages, aber jetzt mach einen Schritt nach dem anderen....
Und Selbstmitleid darfst Du auch empfinden, es ist ja auch einfach nur schlimm. Gib nicht auf und versuche, die Trauer anzunehmen. Kannst ihr nicht entkommen und es ist glaube ich, besser die Trauerbewältigung anzupacken, so wie es möglich ist. Ich wünsche Dir liebe ehrliche Menschen, die versuchen mit Dir diesen Weg zu gehen... Das ist ganz wichtig.
Auch hier im Forum triffst Du auf Verständnis und Empathie, denn wir sind die alle in der gleichen Situation.
Pumbaline
Beitrag von
cocobello (11 Beiträge) am Montag, 14.Oktober.2019, 20:09.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo Pumbaline, deine Zeilen haben mit gezeigt: "Ich bin nicht alleine." Auch,... wenn ich mich so fühle, trotz Trauerbegleitung. Bei meiner Frau war es wohl ähnlich wie bei deinem Mann. Von heute auf morgen oder von einer Sekunde auf die andere. Und jetzt, bleibt ein unbeschreiblich Gefühl, welches nur die Menschen empfinden könnnen, denen ähnliches passiert ist. Nur die Liebe bleibt im Herzen und die Erinnerung. In Liebe cocobello
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Montag, 14.Oktober.2019, 22:01.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo cocobello,
Du bist in keinem Fall allein!
Wir hier alle wissen, was es heißt, einen Verlust ertragen zu müssen. Jeder trägt sein Leid allein, so ist es leider. Aber es gibt Menschen, die ermessen können, wie es Dir geht und was Du fühlst. Und das bedeutet Beistand und Hilfe, oft in kleinen Dingen, wie eine Mail, ein Gespräch oder nur Dasein.
Die Familie, Freunde und Bekannte können es einfach nicht nachfühlen, wenn sie es noch nicht selbst erlebt haben. Das vergessen wir Betroffenen oft und erwarten zuviel. Es ist ein guter Schritt, Dich einer Trauerbegleitung anzuvertrauen. Sie sind nicht emotional nah dran und können auf Distanz Hilfe anbieten. Ich habe das auch getan und bin froh, dass ich dadurch ein Stück weiter kam in der Trauerbewältigung.
Bin nun schon vier ohne meinen Mann, aber ich habe gelernt und verstanden, ihm einen festen Platz in meinem Herzen zu geben und das hat mir nach und nach Ruhe gebracht... Ich habe mein Schicksal angenommen und konnte so einen Weg finden weiter zu leben. Es hat gedauert, aber jetzt bin ich zurück im Leben und kann wieder Freude empfinden. Das "andere" Leben wird immer das wichtigste sein.
Ich wünsche Dir viel Kraft! Hier wird immer jemand sein, der Dir zuhören kann.
Pumbaline
Beitrag von
cali68 (151 Beiträge) am Dienstag, 15.Oktober.2019, 17:59.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo cocobello,
bei dir tickt alles absolut richtig. Es ist ganz normal, so wie du fühlst.
Dass du nicht fassen kannst, dass deine Frau nicht mehr bei dir ist und auch nicht mehr zurückkommen wird ist völlig normal. Ich dafür sehr, sehr lange gebraucht.
Der Kopf kapiert es schon, aber das Herz will lange nicht glauben, was der Kopf da von sich gibt.
Dieses irre Gefühl von allein sein, von Einsamkeit, das kenne ich nur zu gut aus den ersten Monaten. Für mich waren es die Abende und die Wochenenden. Da wusste ich nie wohin mit mir.
Nach 3 Monaten bist du absolut noch komplett am Anfang deiner Trauer. Und leider wird das wohl auch noch eine ganze Weile dauern, bis das anders wird. Wobei da natürlich jeder anders ist. Ich will dir keine Angst machen, aber es dauert und du brauchst sehr, sehr viel Geduld mit dir.
Liebe Grüße cali
Beitrag von
Heike18 (179 Beiträge) am Dienstag, 15.Oktober.2019, 20:07.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Hallo Cocobello,
natürlich tickt bei dir alles richtig … es wäre ja auch komisch wenn es 3 Monate nach so einem Verlust anders wäre (dann solltest du dir diese Frage vlt. stellen) Pumbaline hat da die richtigen Worte gefunden, denen schließe ich mich an..... und mein Mann ist vor etwas über 5 Monaten verstorben und manchmal stehe ich da und denke, das kann mir/ uns doch nicht wirklich passiert sein… wann kommt er endlich wieder. Der Kopf weiß eigentlich, was das Herz einfach nicht wahrhaben will. So ist es und das wird noch brauchen...
Beitrag von
Andy58 (122 Beiträge) am Freitag, 18.Oktober.2019, 15:05.
Re: Die Trauer erdrückt mich
Liebe Gudi, suche Dir Menschen die Dich weiterbringen. Ich persönlich habe mich einem Trauer- Kaffee angeschlossen. In diesen zwei Jahren sind mir diese Menschen sehr ans Herz gewachsen und sie haben mir gut getan und geholfen. Gerade im zweiten Jahr nach dem Tod meiner Frau waren diese Menschen sehr wichtig für mich, es war das schlimmste Jahr in meiner Trauer. In einem Monat jährt sich der Tod meiner Frau zum dritten Mal. Sie ist in diesen drei Jahren zum letzten Mal umgezogen. Umgezogen in mein Herz, wo sie einen ganz festen Platz gefunden hat. Und dabei habe ich festgestellt das da noch Platz ist für das neue (alte) Leben. Es war ein schwerer Kampf für dieses neue Leben, man kann sagen ein Tal voller Schmerzen und Tränen. Es ist aber nicht umsonst gewesen. Das Leben macht wieder Spaß. Vor drei Jahren hätte ich es auch nicht geglaubt wenn es mir jemand gesagt hätte. Und auch hier in diesem Forum bist Du nicht allein. Ich habe hier sehr viel Rückhalt und den einen oder anderen guten Tip erfahren. Danke fürs Zuhören. Andreas
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