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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Beitrag von
Ullili (89 Beiträge) am Samstag, 23.November.2019, 13:53.
Re: wo bin ich eigentlich
Ja, dieses ewige überlegen, ob wir alles richtig gemacht haben, bzw. was wir alles „falsch“ gemacht haben. Ich habe meine große Liebe während seiner Krebserkrankung immer begleitet. Aber trotzdem habe ich nicht alles richtig gemacht. HEUTE weiß ich, dass ich mich aus extremer Verlustangst so verhalten habe, wie ich es eben zu der Zeit konnte. Leider arbeiten Gefühl und Verstand in Extremsituationen nicht zusammen - da übernimmt das Gefühl und wir wollen es heute mit unserem Verstand auflösen.....
HOFFNUNGSLOS!!!
Eine Psychotherapeutin hat mir gesagt, wir spalten in der Situation Seelenanteile ab, um überhaupt zu funktionieren.
Wir würden niemals einem anderen Menschen, der seinen Partner, seine Partnerin verloren hat, solche Vorwürfe machen - nur uns selbst! Ich versuche mir zu sagen, dass ich in jedem Moment so gehandelt habe, wie ich es konnte - ich versuche es...
Mein Mann weiß, wie sehr ich ihn liebe und diese Liebe endet nie. Liebe Grüße an Euch alle
*** editiert von Ullili am Samstag, 23.11.2019, 22:29 ***
Dein Beitrag:
Beitrag von
hora (56 Beiträge) am Mittwoch, 20.November.2019, 15:00.
wo bin ich eigentlich
nach über 6 Jahren Trauer, frage ich mich das immer wieder....es hat sich vieles verändert, was ja gut ist. die Trauer ist nicht mehr so akut..aber ich hänge oft in einem Gefühl der Sehnsucht fest...er war nun mal meine grosse, innige Liebe...und nun wandle ich irgendwie alleine, wie eine verirrte. damit man mich nicht falsch versteht: ich nehme am Leben teil, habe auch gute Bekannte...aber tief in mir drinnen schlummert diese Sehnsucht..irgendwie gehöre ich in diese Welt, irgendwie aber auch nicht... was sind eure Erfahrungen... liebe Grüsse hora
Beitrag von
Heike18 (179 Beiträge) am Mittwoch, 20.November.2019, 21:51.
Re: wo bin ich eigentlich
Hallo hora,
ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen, weil es bei mir ähnlich ist. Mein Verlust ist noch relativ frisch und trotzdem weiß ich, was du meinst. Du beschreibst dieses Gefühl sehr gut. Liebe Grüße Heike
Beitrag von
hora (56 Beiträge) am Donnerstag, 21.November.2019, 11:03.
Re: wo bin ich eigentlich
Liebe Heike,
darf ich dich fragen, wie du damit umgehst? ich drehe mich irgendwie im Kreis...
danke und liebe Grüsse hora
Beitrag von
Heike18 (179 Beiträge) am Donnerstag, 21.November.2019, 17:55.
Re: wo bin ich eigentlich
Liebe hora, ich finde pumbaline hat es gut auf den Punkt gebracht. Ich habe dir eine Nachricht ins Postfach geschickt. Alles Liebe Heike
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Donnerstag, 21.November.2019, 17:13.
Re: wo bin ich eigentlich
Hallo hora,
Ich kann Dir da nur beipflichten, ich empfinde es genauso wie Du es geschrieben hast.
Wer es nicht nicht erleben musste, kann unsere Gefühlswelt einfach nicht verstehen.
Die Zeit verändert viel... Die Trauer überschattet nicht mehr das komplette Dasein. Man hat Freunde und Bekannte, das Berufsleben und täglichen Verpflichtungen. Nimmt am Leben wieder teil und versucht irgendwie normal weiter zu leben... Soweit es geht.
Aber diese Sehnsucht nach dem " einen Lebensmenschen" bleibt.... Die Lücke hat sich nicht geschlossen und wird sich nie schließen lassen. Vieles ist zu zweit schöner und die Vertrautheit fehlt unendlich. Es gibt auch noch nach Jahren Zeiten, die schwer zu ertragen sind.
Aber... Wir stehen unsere Frau und aufgeben ist für mich persönlich auch keine Option.
Dir alles Gute!
*** editiert von Pumbaline am Donnerstag, 21.11.2019, 17:16 ***
Beitrag von
utel55 (107 Beiträge) am Donnerstag, 21.November.2019, 18:05.
Re: wo bin ich eigentlich
Genauso ist es. Danke für den Text.
Liebe Grüße
Ute
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Donnerstag, 21.November.2019, 19:50.
Re: wo bin ich eigentlich
Es ist gut zu wissen, daß die eigenen Gefühle nicht trügen und andere Betroffene auch so empfinden. Es ist ein wenig Solidarität zu spüren und das tut gut...
Pumbaline
Beitrag von
tieftrauer (32 Beiträge) am Samstag, 23.November.2019, 10:16.
Re: wo bin ich eigentlich
Hallo Pumbaline,
ich möchte das hier zitieren: ... Sehnsucht nach dem " einen Lebensmenschen" bleibt.... Die Lücke hat sich nicht geschlossen und wird sich nie schließen lassen. Vieles ist zu zweit schöner und die Vertrautheit fehlt unendlich. Es gibt auch noch nach Jahren Zeiten, die schwer zu ertragen sind.......
Ich empfinde es heute bald noch schlimmer als am Anfang, weil ich jeden Tag aufwache und weiss, welche verdammten Fhler iach auch aus Bequemlichkeit gemacht habe und das lässt mich beinahe ohnmächtig werden und da fiebere ich dem Moment entgegen, wenn auch ich endlich dieses Alleindasein beendet bekomme und ich sie wieder in ihrem jenseitigen Reich treffen und wieder mit ihr gemeinsam die Zeit verbringen darf.
L.G. Matthias
Beitrag von
conny2 (1571 Beiträge) am Samstag, 23.November.2019, 11:56.
Re: wo bin ich eigentlich
…welche verdammten Fehler ich auch aus Bequemlichkeit gemacht habe
*
Ja, lieber Matthias, das kenne ich gut. Und nicht nur aus Bequemlichkeit habe ich solche Fehler gemacht, sondern weit mehr noch aus Gedankenlosigkeit, oder auch, weil ich nicht der bin, der ich sein möchte; ich weiß es nicht. Es ist auch meine große Hoffnung, das noch einmal reparieren zu dürfen, aber eben nur eine Hoffnung, wenn auch eine schöne.
Was wir aber schon jetzt tun können, hat unsere Mitforistin „Holzkopf „in Form eines schönen Gedichts von Renate Salzbrenner mitgeteilt. Ich erlaube mir, es zu zitieren:
Zu deinem Gedenken
Ich habe dir nicht oft genug gezeigt, dass ich dich liebe.
Nun schreie, sage, flüstere und bete ich es, als könne meine Liebe auf Lichtflügeln dich erreichen.
Ich lasse sie dir hinterher fliegen und ahne, dass sie ohne wärmende Hände einem gestutzten Vogel gleicht.
In leisen Minuten höre ich deine Antwort:
Verteile sie an die Lebenden, zu meinem Gedenken!
Beitrag von
Ullili (89 Beiträge) am Samstag, 23.November.2019, 13:53.
Re: wo bin ich eigentlich
Ja, dieses ewige überlegen, ob wir alles richtig gemacht haben, bzw. was wir alles „falsch“ gemacht haben. Ich habe meine große Liebe während seiner Krebserkrankung immer begleitet. Aber trotzdem habe ich nicht alles richtig gemacht. HEUTE weiß ich, dass ich mich aus extremer Verlustangst so verhalten habe, wie ich es eben zu der Zeit konnte. Leider arbeiten Gefühl und Verstand in Extremsituationen nicht zusammen - da übernimmt das Gefühl und wir wollen es heute mit unserem Verstand auflösen.....
HOFFNUNGSLOS!!!
Eine Psychotherapeutin hat mir gesagt, wir spalten in der Situation Seelenanteile ab, um überhaupt zu funktionieren.
Wir würden niemals einem anderen Menschen, der seinen Partner, seine Partnerin verloren hat, solche Vorwürfe machen - nur uns selbst! Ich versuche mir zu sagen, dass ich in jedem Moment so gehandelt habe, wie ich es konnte - ich versuche es...
Mein Mann weiß, wie sehr ich ihn liebe und diese Liebe endet nie. Liebe Grüße an Euch alle
*** editiert von Ullili am Samstag, 23.11.2019, 22:29 ***
Beitrag von
blackeyes (1582 Beiträge) am Montag, 25.November.2019, 18:31.
Re: wo bin ich eigentlich
Irgendwo im Jenseits zwischen richtig und falsch gibt es einen Garten, dort sehen wir uns wieder!
(Rumi)
...eine schöne Vorstellung, wie ich finde!
Beitrag von
hora (56 Beiträge) am Dienstag, 26.November.2019, 08:33.
Re: wo bin ich eigentlich
ja, eine schöne Vorstellung! danke dir hora
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Samstag, 23.November.2019, 18:29.
Re: wo bin ich eigentlich
Hallo lieber tieftrauer,
Ich verstehe Deine Gefühle voll und ganz. Du bist im Gegensatz zu mir erst kurze Zeit allein... Alles ist noch ganz frisch und unwirklich, nicht zu begreifen.
Bei mir ist auch die Welt zusammgebrochen und nichts machte mehr Sinn, alles war unwichtig und egal. Bis ich die Situation richtig begreifen konnte, vergingen Monate. Erst dann kam es in mein Bewusstsein und ich konnte realisieren, daß ich wirklich "ALLEIN" war. Das war schrecklich und ich habe versucht, irgendeinen Strohhalm zu greifen, der mir half zu überleben. Den bekam ich in Form einer Trauerbegleitung bei einer empathischen und einfühlsamen Frau. Sie hat mir geholfen, mein Gefühl und den Kopf zu sortieren, alles langsam zu verarbeiten. Das war Schwerstarbeit und oft ging es über die Grenzen des Erträglichen. Aber... Ohne sie und ihre Hilfe wäre ich heute nicht da, wo ich stehe.
Mein Mann war auch erst 59 Jahre alt und lebte gerne. Auch er musste viel zu früh von uns gehen und einen Sinn sehe ich nicht darin.... Wie auch?
Aber ich habe mittlerweile verstanden, daß es so ist und ich mich mit der Situation abfinden muss. Es hat lange gedauert, bis ich zu dieser Einsicht kam. Danach ging es etwas besser und mit fortschreitender Zeit wurde ich ruhiger und konnte wieder Licht am Ende des Tunnels sehen.
Vorwürfe nicht das Richtige getan zu haben oder nicht genug, sind verständlich. Helfen aber nicht weiter.... Es ist passiert. Ausserdem glaube ich, das vieles im Leben nicht mehr in unserer Hand liegt... Diese Erkenntnis war für mich überlebenswichtig.
Die alten Hasen haben sehr oft geschrieben, dass das zweite Jahr oft schlimmer ist als das erste Trauerjahr. Das kann ich bestätigen.... Sollte Dir aber keine Angst machen.... Es wird besser, auch wenn man es nicht glaubt. Aber... Es braucht Zeit und Geduld. Jeder hat seine eigene Art und Tempo, mit der Trauer umzugehen. Aus meiner persönlichen Sicht kann ich aber sagen, Trauer muss sein und zugelassen werden, tut es auch noch so weh... Man kann ihr einfach nicht entkommen!
Der Spruch " die Zeit heilt alle Wunden" ist meiner Meinung nach Blödsinn. Aber.... Die Zeit hilft uns, über diese schreckliche Wunde eine dünne Haut zu legen... Und damit kann man leben!
Ein sehr lieber und kluger Man, ebenfalls Witwer geworden mit 46 Jahren, hat mir mal gesagt :
Wir sind wie Patienten... Die Operation haben wir hinter uns gebracht jetzt heißt es langsam wieder gesund werden. Das Schlimmste haben wir hinter uns....
Ich wünsche Dir auch von Herzen, dass es wieder langsam aufwärts geht.... Gib nicht auf!
LG Pumbaline
*** editiert von Pumbaline am Samstag, 23.11.2019, 18:30 ***
Beitrag von
hora (56 Beiträge) am Montag, 25.November.2019, 10:07.
Re: wo bin ich eigentlich
Liebe Pumbaline,
wenn bei mir der Todesfall erst kürzlich gewesen wäre, würde ich das alles verstehen. bei mir sind es jedoch bereits 6 Jahre. Sicher ist es nicht mehr so akut, diese Trauer, aber die grosse Sehnsucht macht immer noch sehr weh. es kommt so wellenartig... vielleicht muss ich lerne, diese Sehnsucht als ein Teil von mir anzunehmen...
Danke für dein Schreiben und viel Liebes hora
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Montag, 25.November.2019, 16:26.
Re: wo bin ich eigentlich
Liebe hora,
Auch bei mir ist es noch lange nicht so weit, das ich sagen könnte.... Ich habe es geschafft. Versuche mir nur Wege zu öffnen, die ich gehen kann, ohne an der Situation zu verzweifeln. Diesen Schmerz und die Trauer der ersten Jahre könnte ich auf Dauer weder psychisch noch körperlich ertragen. Deshalb bin ich froh um jeden Tag, wo es gut geht.
Beispielsweise gestern habe ich mit meiner Freundin (Witwe seit 11 Jahren) eine schöne Adventsausstellung besucht und danach sind wir spontan ins Kino gegangen. Wir haben einen tollen Film gesehen.... Das perfekte Geheimnis.... Kann ich nur empfehlen! Es war rundum ein gelungener Tag und ich fühlte mich gut. Am Abend habe ich mir dann die Sendung " Voice Senior" angeschaut. Dort wurden viele wunderschöne ältere Songs von Senioren gesungen. Ganz toll.... Aber mir liefen dabei die Tränen nur so... Die Erinnerungen an früher, als wir oft und gern zu diesen Liedern tanzten, kamen sofort und das tat weh....
Das sind die dann die Wellen, von denen Du geschrieben hast. Ich versuche sie auszuhalten, weil ich mittlerweile weiß, sie gehen auch wieder vorbei.
Jeder von uns muss irgendwie dadurch.... Und so verschieden wir als Menschen sind, so unterschiedlich sind auch unsere Wege....
Dir alles Liebe und Gute
Pumbaline
*** editiert von Pumbaline am Montag, 25.11.2019, 16:27 ***
Beitrag von
hora (56 Beiträge) am Dienstag, 26.November.2019, 08:37.
Re: wo bin ich eigentlich
danke dir, liebe Pumbaline...so einen Austausch tut einfach gut! hora
Beitrag von
Pumbaline (116 Beiträge) am Dienstag, 26.November.2019, 16:30.
Re: wo bin ich eigentlich
Mir geht es ebenso.... Wir sitzen ja irgendwie " im selben Boot".....
LG Pumbaline
Beitrag von
heischnei (107 Beiträge) am Sonntag, 15.Dezember.2019, 17:56.
Re: wo bin ich eigentlich
Liebe hora, du hast das gut beschrieben. Auch mir geht es so. Ich bin viel unterwegs, aber zuhause bin ich allein. Liebe Grüße und schöne Weihnachten von Heiderose
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