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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Beitrag von
maks2708 (389 Beiträge) am Freitag, 8.Januar.2021, 11:44.
Re: Meine positiven Aspekte der Coronazeit
Nein, etwas Positives kann ich Corona auch nicht abgewinnen. Nicht „Schicksal als Chance“. Keinesfalls. Verändert haben sich 2 Lebensbereiche. Zum einen meine sozialen Beziehungen. Es gibt Menschen, zu denen habe ich seit Corona einen intensiveren Kontakt als vorher und zu anderen Menschen pflege ich seit Corona (aus unterschiedlichen Gründen) keinen Kontakt mehr. Oder diese nicht mit mir. Ob sich das wieder ändern wird, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich das gut oder schlecht finde. Zum anderen meine „Genügsamkeit“. Ich war immer jemand, der sich gerne Dinge gekauft hat. Auch wenn ich sie nicht unbedingt brauchte. Und ich komme wirklich hervorragend damit zurecht, dass ich nicht mehr in Geschäfte gehe und kaufe. Mal abgesehen von den lebensnotwendigen Dingen. Nur den Gang zum Frisör vermisse ich mittlerweile wirklich. Aber es gibt Tage, die sind so unendlich lang und langweilig und der tägliche Blick auf die Zahlen lässt mich immer aufs Neue schaudern. (M)ein Lichtblick: wir haben bereits über die Hälfte der „schlimmen“ Monate (November bis Februar) überlebt und die Hoffnung, dass sich die Situation ab März bessert… möchte ich noch nicht aufgeben… Aber genau wie Holzkopf gehöre auch ich zu den privilegierten Menschen, deren Einkünfte gesichert sind.
Dein Beitrag:
Beitrag von
Holzkopf (771 Beiträge) am Dienstag, 5.Januar.2021, 14:31.
Meine positiven Aspekte der Coronazeit
Ja, ich meine nicht "Positiv (infiziert) durch Corona", sondern, dass ich auch positive Aspekte der Coronazeit erlebe. Ich bin mit zeitweilig depressiven Eltern aufgewachsen, mein Mann hatte diverse depressive Episoden und war die letzten Jahre durchgängig mittelgradig depressiv, ich weiß also um diese Befindlichkeit recht gut und weiß, wie sie entstehen kann, wie der Einzelne darunter leidet, wie aber auch die Angehörigen darunter leiden können. Es geht ja dabei nicht um die objektiven Ereignisse, die man durchlebt, sondern um deren Bewertung. Ich versuchte und versuche, die Realität nicht auszublenden, sondern mich ihr möglichst umfangreich zu stellen, die Bewertung derselben aber, so gut es mir gelingt, positiv zu gestalten. Ich stelle dies voran, um damit zu erklären, warum ich - neben der negativen Seiten der Einschränkungen durch Covid19, die ich natürlich sehe und auch erlebe - bewusst versuche, auch gegenteilige, also positive, Aspekte wahrzunehmen und in das Gesamterleben zu integrieren.
Natürlich weiß ich, dass ich als Rentnerin zur privilegierten Gruppe der Menschen gehöre, die sich in diesen für viele eingeschränkten Zeiten nicht um die Einkünfte Sorgen machen muss. Da bin ich auch sehr dankbar dafür. Ebenfalls muss ich mich nicht mehr um Homeschooling und sonstige Betreuung von Kindern kümmern, was sicherlich sehr nervenaufreibend sein kann. Daher ist natürlich meine Sichtweise nur auf meine Situation gemünzt, daher auch im Titel "Meine positiven Aspekte der Coronazeit." Ich bin es von Kleinauf gewöhnt, dass keinerlei Verwandte in der näheren Umgebung leben. Durch die Nachkriegszeit und Flucht war und ist meine Herkunftsfamilie auf "West-Deutschland und die damalige DDR" verstreut gewesen. Spontane Besuche gab es nicht, das Geld für Reisen war natürlich in den Zeiten begrenzt. Meine 3 Geschwister sind nun auch z.T. in weiter Ferne. Auch meine Kinder leben nicht am Ort, 2 könnten jedoch in 2-3 Stunden bei mir sein. Das zu meiner Ausgangslage, dass ich es gewohnt bin, allein zu sein und ich oft das Gefühl habe, die 24 Stunden des Tages reichen gar nicht aus, alles zu erledigen (dazu gehört auch viel Lesen), was ich möchte. Seit nun das Virus das Leben auf der Welt bestimmt, einschränkt und zum Teil lahmlegt, habe ich jedoch - einiger neuerer Medien sei Dank - viel mehr Kontakt zu meinen Geschwistern und auch zu meinen Kindern. Noch nie habe ich mit meinem Bruder, 80 Jahre alt, seit 1964 in New York lebend, so lange und intensive Gespräche geführt, wie das nun der Fall ist. Er ist zwangsläufig mehr oder weniger auf seine Wohnung beschränkt und kann nicht mehr, wie vorher, täglich in sein College gehen und dort arbeiten, was bei ihm Artikel schreiben, Bücher herausgeben und Gespräche mit Studenten heißt. Er ist also auf einmal nur auf sich beschränkt und hat viel mehr Zeit "übrig." Wir haben uns über unsere Familie ausführlich unterhalten. Da er 8 Jahre älter ist als ich, haben wir unser Zuhause, d.h. die Eltern und die Geschwister, ganz unterschiedlich erlebt. Ich erfuhr von mir bis dahin unbekannten Geschichten, mein Bruder von mir ebenfalls, wir bekamen Einblicke in unsere Seelenleben wie nie zuvor (mein Bruder ist ein sehr zurückhaltender Mensch, was seine Empfindungen angeht). Wir konnten unsere Sorge über unsere ältere Schwester und deren Mann teilen, die krank in der Schweiz leben. Auch mit dieser Schwester und ihrem Mann habe ich, anfangs täglich, später reduziert auf 2-3 Mal in der Woche, telefoniert, und tue dies immer noch. Auch da waren öfters unsere Herkunftsfamilie das Thema, wobei nicht so intensiv wie mit meinem Bruder. Ich lasse sie teilhaben an meinem Leben, mehr als je zuvor. "Gezwungenermaßen" nähere ich mich sogar der Benutzung des einen oder anderen elektronischen Mediums. Diese waren nie meins, und werden es auch nicht wirklich werden. Aber nun habe ich, nachdem ich an 2 "Zoomparties" (sprich Videokonferenzen) mit meinem Bruder zu seinem 80. Geburtstag und zu Weihnachten teilgenommen habe, doch tatsächlich mich überwunden, und habe mich bei Zoom angemeldet. So habe ich an Neujahr mit meinem Sohn und seiner Freundin, die in England leben, mehr als eine Stunde geplaudert. Fortsetzung geplant. Ich erzähle das, weil ich denke, es macht für mich keinen Sinn, dem nachzutrauern, was ich nicht habe, z.B. einen leibhaftigen Besuch meines Sohnes mit seiner Freundin. Vielmehr passe ich mich den Gegebenheiten an und versuche, das Mögliche anzunehmen und zu nutzen. Bei der Trauer um meinen Mann (die Verbindung ziehe ich in Bezug auf die ebenfalls erforderliche Anpassungsleistung) hat das natürlich viel länger gedauert, mit den Gegebenheiten klar zu kommen, da rechne ich in Jahren. Das will ich jedoch gar nicht wirklich vergleichen. Zur Zeit steht dabei eher im Vordergrund, dass ich es bedauere, dass mein Mann die positiven Dinge, die sich bei unseren Söhnen in deren Leben und auch in unserem Binnenverhältnis entwickeln, und auch die Intensivierung des Kontakts zu einer seiner Schwestern, einer Schwägerin und seinen "Patenkindern" (50 und 56 Jahre alt) nicht wirklich erleben kann. Nur indirekt, indem ich bei dem Erleben immer das Gefühl habe, er ist bei mir - Ihr versteht das, das geht ja Vielen von uns hier so. Gibt es auch bei Euch solche positiven Erlebnisse in der Coronazeit? LG Anke
*** editiert von Holzkopf am Mittwoch, 06.01.2021, 14:48 ***
Beitrag von
conny2 (1569 Beiträge) am Donnerstag, 7.Januar.2021, 20:16.
Re: Meine positiven Aspekte der Coronazeit
Ich, für meinen Teil, kann Corona nichts abgewinnen. Erstens, weil es eine schwere Krankheit ist, an der viele Menschen sterben, was mich bekümmert und bedrückt, und zweitens weil mich die Pandemie zu einer Zeit antrifft, in der ich für mich Land zu erkennen glaubte, das nun wieder in die Ferne zu entschwinden droht. Gewiss, wir setzen wohl alle Hoffnungen in die neuen Impfstoffe und verbinden damit den Wunsch, dass wir nach einer Impfung in unsere Normalität zurückfinden, die sich freilich schon durch den Tod unserer Liebsten ungut verändert hat. Aber wer weiß schon, was noch kommt? Daher ist es, glaube ich, in diesen Zeiten besonders schwer, optimistisch nach vorne zu blicken.
Marie hat auf einen großen Satz von Albert Camus hingewiesen: „Mitten im Winter erfuhr ich endlich, dass in mir ein unvergänglicher, unbesiegter Sommer ist.“ Ja, das muss wirklich ein großer Moment sein, wenn man ihn so in sich verspüren darf. Aber so ist es bei mir leider nicht. Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich ein trübes Grau, das schon früh am Tag der Dunkelheit weicht und verspüre Kälte noch bevor ich hinaustrete. Die Versuchung, mich in Selbstmitleid zu ergehen, ist groß.
Oder ist es vielleicht doch anders? Ja, ist es. Es kommt aber nicht von dem, was ich sehe, und was um mich ist, sondern es kommt von der klassischen Musik, die sich mir auf einmal wie von selbst anbietet und mich ergreift, als wollte sie sagen: So ist es doch gar nicht, du hast doch mich und die großen Meister, die deine Seele anrühren und in dir Gefühle erzeugen, wie du sie noch nie hattest, obwohl du die Musik kennst, aber jetzt, in der Pandemie, hörst du sie anders, lernst sie neu kennen, hat sie eine andere Bedeutung und was du bisher nur gehört hast begreifst du plötzlich und es trägt dich fort. Also bitte: Höre zu und verzage nicht:
https://www.youtube.com/watch?v=h3-rNMhIyuQ&list=RDi6dTpDTozmc&index=6
Ok, ich kann es immerhin versuchen.
*** editiert von conny2 am Donnerstag, 07.01.2021, 20:45 ***
Beitrag von
maks2708 (389 Beiträge) am Freitag, 8.Januar.2021, 11:44.
Re: Meine positiven Aspekte der Coronazeit
Nein, etwas Positives kann ich Corona auch nicht abgewinnen. Nicht „Schicksal als Chance“. Keinesfalls. Verändert haben sich 2 Lebensbereiche. Zum einen meine sozialen Beziehungen. Es gibt Menschen, zu denen habe ich seit Corona einen intensiveren Kontakt als vorher und zu anderen Menschen pflege ich seit Corona (aus unterschiedlichen Gründen) keinen Kontakt mehr. Oder diese nicht mit mir. Ob sich das wieder ändern wird, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich das gut oder schlecht finde. Zum anderen meine „Genügsamkeit“. Ich war immer jemand, der sich gerne Dinge gekauft hat. Auch wenn ich sie nicht unbedingt brauchte. Und ich komme wirklich hervorragend damit zurecht, dass ich nicht mehr in Geschäfte gehe und kaufe. Mal abgesehen von den lebensnotwendigen Dingen. Nur den Gang zum Frisör vermisse ich mittlerweile wirklich. Aber es gibt Tage, die sind so unendlich lang und langweilig und der tägliche Blick auf die Zahlen lässt mich immer aufs Neue schaudern. (M)ein Lichtblick: wir haben bereits über die Hälfte der „schlimmen“ Monate (November bis Februar) überlebt und die Hoffnung, dass sich die Situation ab März bessert… möchte ich noch nicht aufgeben… Aber genau wie Holzkopf gehöre auch ich zu den privilegierten Menschen, deren Einkünfte gesichert sind.
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