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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Beitrag von
Holzkopf (771 Beiträge) am Freitag, 22.Januar.2021, 10:43.
Re: Wieder einmal allein mit der Erinnerung
Liebe Clelia, vielen Dank für Deine warmherzige Antwort. Genau, wie Du es beschreibst: Es gäbe einen Blickwechsel, ein Lächeln dazu, und man muss überhaupt nichts dazu sagen. Die Dankbarkeit ist auch meiner Meinung nach nur ein Teil, die Trauer als Grundstimmung der andere Teil, mit wechselnden Schwerpunkten in der Ausprägung. Der digitale Händedruck tut mir gut, ich drücke zurück. Lieben Gruß Anke
Dein Beitrag:
Beitrag von
Holzkopf (771 Beiträge) am Donnerstag, 21.Januar.2021, 10:59.
Wieder einmal allein mit der Erinnerung
Das ist kein weltbewegendes Ereignis, und mir ist klar, dass es sonst niemanden interessiert - und dass es auch sonst niemand so nachfühlen kann wie eben mein Mann. Da kann ich niemandem böse sein, bin es auch nicht, aber es ist wieder einmal ein kleines Ereignis, das mir zeigt, das gemeinsame Leben besteht aus ganz vielen kleinen Einzelteilen - und die habe nun nur noch ich in der Hand bzw. im Kopf/Herzen. Jetzt will ich aber doch erzählen, was diese Gedanken bei mir (wieder einmal) ausgelöst hat: Mein Mann war als Enkel eines Uhrmachers zeit seines Lebens mit Uhren aller Art besonders stark verbunden, hat mir auch diverse Armbanduhren geschenkt, und ich trage bis heute die Armbanduhr, die er anhatte, als er zu seiner letzten OP ins Krankenhaus ging. Ich habe sozusagen seine Liebe zu Uhren ein wenig in mein jetziges Leben allein mit hinüber genommen. Wir haben uns, die Zeit weiß ich leider nicht mehr, bei einem "berühmten schwedischen Möbelhaus", von dem wir viele Einrichtungsgegenstände erworben haben, eine kleine Standuhr gekauft. Klein, d.h., sie stand und steht in einem Regal. Mit einem Pendel versehen. Die Aufgabe meines Mannes war es, halbjährlich die Zeit umzustellen. Nie hätte ich mich daran gewagt, es war "sein Job." Wann das Pendel endgültig aufgehört hat, sich zu bewegen, weiß ich nicht. Manchmal dauerte es eine Zeit, bis es nach der Zeitumstellung wieder mit dem Pendeln begann. Nach seinem Tod musste ich ja nun diese Aufgabe übernehmen, was ja auch nicht besonders schwer war. Aber irgendwann einmal blieb das Pendel stehen, obwohl die Uhr selbst funktionierte. Nun bin ich vor fast 15 Monaten umgezogen, habe auch in der neuen Wohnung schon zwei Mal die Zeit umstellen müssen, immer blieb das Pendel ruhig. Vorgestern nun schaute ich nachmittags ins Regal und sah auf einmal, dass sich das Pendel "einfach so" bewegte. Ich hatte zuvor nichts an der Uhr gemacht. Wie gesagt, ich weiß, dass dies für andere Menschen vielleicht seltsam ist, dass das überhaupt eine Bedeutung haben soll. Ich will da auch gar nichts hieneininterpretieren mit "Zeichen" etc., sondern mir geht es darum, dass ich genau weiß, welche Freude das für meinen Mann gewesen wäre, wenn unser "Amadeusle" (Ihr wisst, dass dieses "schwedische Möbelhaus" alle Gegenstände mit Namen versieht und bei uns hatte die Uhr dann natürlich diesen Namen) wieder lebendig geworden wäre. Und das wäre eine gemeinsame Freude gewesen, die uns verbunden hätte. So bin nur ich ein wenig glücklich und kann ihm das natürlich erzählen. Ich habe immer meinen Mann in Gedanken und im Gefühl bei mir, da aber merke ich doch, dass diese Vorstellung Grenzen hat. Andere haben hier ja auch schon oft geschrieben, dass es für sie besonders schmerzhaft ist, wenn sie in der Familie allein ein besonderes Ereignis, wie Abitur, sonstige Prüfungen, Hochzeiten oder Geburten, erleben und die verstorbene Person das nicht mehr miterleben kann, sie also allein mit ihrer Freude sind. Auch das kenne ich und fühle auch diesen Schmerz. Mir geht es aber, s.o., in diesem Fall mehr darum, dass mir so deutlich wird, Erinnerungen, die nur uns beide betreffen, nicht mehr teilen zu können. Da gibt es für mich auch keinen "Ersatz", damit muss ich einfach leben. Manchmal gelingt mir das ganz gut, manchmal, wie jetzt, ist es etwas schwerer für mich.
*** editiert von Holzkopf am Donnerstag, 21.01.2021, 11:02 ***
Beitrag von
Clelia (124 Beiträge) am Freitag, 22.Januar.2021, 00:29.
Re: Wieder einmal allein mit der Erinnerung
Ach, Du Liebe - ich schick Dir jetzt einfach einen warmen Händedruck. Ich kenne diesen einsamen Moment gut, weiß genau, wann mein Mann und ich einander kurz angeschaut hätten - in stiller Verständigung. So viel ist mit unseren Männern gestorben,nicht wahr? Ganze Welten, so unendlich viel mehr gemeinsame Welten als sie mir vorher bewusst waren. Und nur wir Hier-Gebliebenen kennen sie noch und der Blickwechsel bleibt aus...und wir hüten all diese Momente alleine. Die Trauerbücher neben mir auf seiner Matratze behaupten, mit der Zeit wandle sich die Trauer in Dankbarkeit über das Gewesene. Naja...kann ich mir nicht wirklich vorstellen, zumindest nicht das Eine ohne das Andere.
Mehr als ein Händedruck - und dann auch noch digital, herrje - hab ich nicht, aber den von Herzen! Amadeusle - wie schön! Clelia
Beitrag von
Holzkopf (771 Beiträge) am Freitag, 22.Januar.2021, 10:43.
Re: Wieder einmal allein mit der Erinnerung
Liebe Clelia, vielen Dank für Deine warmherzige Antwort. Genau, wie Du es beschreibst: Es gäbe einen Blickwechsel, ein Lächeln dazu, und man muss überhaupt nichts dazu sagen. Die Dankbarkeit ist auch meiner Meinung nach nur ein Teil, die Trauer als Grundstimmung der andere Teil, mit wechselnden Schwerpunkten in der Ausprägung. Der digitale Händedruck tut mir gut, ich drücke zurück. Lieben Gruß Anke
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