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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Beitrag von
dunkelblau (71 Beiträge) am Montag, 8.März.2021, 18:17.
Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Jetzt bin ich schon sooo lange verwitwet... und der Tod holt mich immer wieder ein. Hin und wieder schaue ich immer mal wieder hier vorbei. Letzte Woche habe ich die Nachricht erhalten, dass mein ehemaliger Chef, für den ich mehr als 18 Jahre gearbeitet habe plötzlich verstorben ist. Das hat mich total fertiggemacht. ...und schwupps suche ich wieder Halt hier bei euch. Vor 13 Jahren habe ich hier Hilfe gefunden. Konnte mich austauschen und und und. Ich freue mich, dass ich nie allein bin. Gut, dass Oliver diese Seie erschaffen hat. Hier finde ich immer Trost. Danke euch allen. LG an alle, die mich evtl. noch kennen.
Dein Beitrag:
Beitrag von
dunkelblau (71 Beiträge) am Montag, 8.März.2021, 18:17.
Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Jetzt bin ich schon sooo lange verwitwet... und der Tod holt mich immer wieder ein. Hin und wieder schaue ich immer mal wieder hier vorbei. Letzte Woche habe ich die Nachricht erhalten, dass mein ehemaliger Chef, für den ich mehr als 18 Jahre gearbeitet habe plötzlich verstorben ist. Das hat mich total fertiggemacht. ...und schwupps suche ich wieder Halt hier bei euch. Vor 13 Jahren habe ich hier Hilfe gefunden. Konnte mich austauschen und und und. Ich freue mich, dass ich nie allein bin. Gut, dass Oliver diese Seie erschaffen hat. Hier finde ich immer Trost. Danke euch allen. LG an alle, die mich evtl. noch kennen.
Beitrag von
annaresi (181 Beiträge) am Montag, 8.März.2021, 19:53.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Hallo Dunkelblau, auch wenn der Anlass traurig ist, freue ich mich von Dir zu lesen, Dich dadurch ein bisschen kennenzulernen. 13 Jahre sind wirklich eine lange Zeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Trauer gerade dann wieder hervorkommt, wenn ich etwas anderes Belastendes erlebe, oder mich Ereignisse an die Krankheit und den Tod meines Mannes erinnern. Es ist längst nicht mehr so schmerzhaft wie im ersten Jahr. Ich versuche diese Gefühle als normal hinzunehmen. Annaresi
Beitrag von
dunkelblau (71 Beiträge) am Montag, 8.März.2021, 21:28.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Ich habe das Gegühl, dass so viele vertraute Menschen uns verlassen. Es ist einfach nichts mehr so wie es war. Mein ganzes Leben lang denk ich in der Zukunft. Wenn, dann... doch dann ist alles immer schon wieder alles vorbei bzw. zu spät. Geht es euch auch so? Jetzt denk ich oft schon an mein Rentnerdasein... in 3 Jahren und hoffe, dass dann nicht auch schon "alles zu spät ist".
Beitrag von
Clelia (120 Beiträge) am Montag, 8.März.2021, 23:56.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Ich hatte gestern ein langes Telefonat mit meinem Bruder - und genau darüber haben wir gesprochen... darüber, dass sich mit dem älter werden das Zeitempfinden ändert -die Zeit scheint zu rasen - und der Tod rückt näher, erst "entfernter": hier ein Kollege, dann ein ehemaliger Schulkamerad.. und dann kommt der erste vernichtende Schlag, so wie bei uns hier - der Tod des Lebenspartners... unddann ( auf jeden Fall bei mir )die Angst vor dem Tod weiterer lebenswichtiger Menschen. "Nicht auch noch meinen Bruder - nicht meine Kinder"...
Und dann ist da ja auch noch das eigene, deutliche älter werden, die einfallenden Krankheiten im Umfeld, die plötzlichen Krebsdiagnosen... Was ich meine ist: das alles nicht nur "theoretisch zu wissen", sondern in jeder Herzensfaser zu spüren und eine "würdige Haltung" dazu, einen Sinn in all dem zu finden, ganz in der Gegenwart zu bleiben und psychisch stabil und ganz lebendig zu bleiben trotz all dem, und mit all dem... - das scheint mir, gilt es jetzt herauszufinden. Vielleicht geht es dabei ums sich verbinden - ich weiß es nicht...ich persönlich habe bisher über "weitermachen, funktionieren, Kontrolle behalten" getickt . Aber das hat Grenzen, führt direkt in den Zusammenbruch, scheint mir.
Ich hab grad auch elend mehr Fragen als Antworten, liebe Dunkelblau ( Deine Lieblingsfarbe??) und manchmal schrecke ich nachts hoch und muß eine Panikattacke "veratmen". Und ich bin daher dabei, therapeutische Hilfe anzunehmen...um die Antworten zu finden die dieses letzte Lebensdrittel,oder-viertel, oder wieviel da auch sein wird trotzallem gut zu leben, trotz all dem, mit alldem... Deshalb hab ich "die Festung" von Maybebop hier eingestellt... Wir müssen aus unseren Festungen raus, nicht allein durch die leeren Hallen wandern sondern trotz allem tanzen.Miteinander tanzen,nicht allein! Und auf keinen Fall Pläne und Träume auf später verschieben.
Irgendwo da lang muß die Richtung sein - und dann ist es erst zu spät und vorbei, wenn es wirklich vorbei ist mit uns. Na - ich muß erstmal diese Therapie machen und dann kann ich hoffentlich in einem Jahr weniger pathetisch und mit mehr Klarheit zumindest meine ersten Antworten formulieren.
Bleibt also heute nur ganz simpel: ich kenn das Gefühl, das Du beschreibst, sehr gut, Dunkelblau.Und bestimmt längst nicht nur ich. Ich wünsche Dir eine ruhige nacht - und einen sehr lebendigen tag! Clelia
Beitrag von
blackeyes (1580 Beiträge) am Dienstag, 9.März.2021, 12:36.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Liebe Clelia,
mir war nicht ganz klar, ob nun mit der Festung unser Ich, unsere Gedanken oder aber wirklich unsere Festung, nämlich unser Zuhause gemeint ist; tendiert habe ich schon eher zu ersterem. Sei's drum - warum habe ich hier schon so oft gelesen: "...und wir hatten noch so viel vor...!"? Wahrscheinlich w e i l man in (s)einem Leben nicht alle seine Träume und Vorstellungen auf einmal verwirklichen kann. Manches muss aus den unterschiedlichsten Gründen eben ganz einfach aufgeschoben werden. Jetzt ja, nicht wahr, jetzt sind wir alle klüger. Doch davon abgesehen, hatten wir, mein Mann und ich, so sehr viel nicht mehr vor, aber ganz so banal sollte man deine Aussage wahrscheinlich auch nicht deuten, denn da steckt noch etwas mehr dahinter.
"Tanzen, miteinander tanzen", lege ich jetzt einmal unter anderem für mich so um: Ich reiche jemandem die Hand, mache das Angebot zu reden (zum Tanz) oder lasse ihm ein, zwei tröstliche Sätze zukommen (ja, selbst hier im Forum) und es erfolgt keine Reaktion, gar keine - da verliere selbst ich die Lust am "Tanzen". Warum? Weil ich spüre, dass der / die a n d e r e seine Festung gar nicht wirklich verlassen möchte. Eine Festung bietet ja nun doch eine gewisse Sicherheit, vor Verletzungen und vielem mehr.
Und das wirkliche, das echte Tanzen ist in Zeiten tiefer, erster Trauer nicht wirklich möglich, wie wir wissen; es sei denn, es handelt sich um einen "Trotztanz", den ich für mich alleine praktiziere - auch das habe ich hier schon gelesen - , aber ist das wirklich hilfreich? Ich weiß es nicht, denn ich selbst hab es noch nicht ausprobiert und werde es jetzt wohl auch nicht mehr tun, denn alles hat seine Zeit im Leben. Und so habe ich persönlich mich mit meinem Leben, mit meiner Trauer über die Jahre hinweg arrangiert - wir kommen klar - doch wer weiß, ein Tänzchen in Ehren...?
Viele liebe Grüße blackeyes
Beitrag von
conny2 (1567 Beiträge) am Dienstag, 9.März.2021, 17:39.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Was ich meine ist: das alles nicht nur "theoretisch zu wissen", sondern in jeder Herzensfaser zu spüren und eine "würdige Haltung" dazu, einen Sinn in all dem zu finden, ganz in der Gegenwart zu bleiben und psychisch stabil und ganz lebendig zu bleiben trotz all dem, und mit all dem... - das scheint mir, gilt es jetzt herauszufinden. * Stimmt, es gehört alles dazu, das Wissen, das Spüren und das Einnehmen einer möglichst stimmigen Haltung, was alles zusammen vermutlich zu viel ist für eine/n Trauernde/n in ihrem/seinem Schmerz, zumal wenn auch noch ein Sinn gefunden werden soll, in all dem, was außen und innen vorgeht und mit einem geschieht. Das geht zwar, wie ich zuverlässig weiß, aber nur peu à peu, weshalb es Zeit braucht, die man irgendwann nicht mehr hat, was man spürt und weshalb die Zeit - gefühlt - immer kürzer wird. Sich in seine Festung zu begeben hilft da nicht. Da hat man zwar Ruhe, aber es ist auch feucht und kalt und nachdem sie das Schießpulver erfunden hatten, war es sowieso damit vorbei. Besser ist es, glaube ich, durch Felder und Wiesen zu gehen, mit den Blumen zu sprechen und in den Himmel zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=yg6FUofHH50
Beitrag von
Sammy2009 (542 Beiträge) am Donnerstag, 11.März.2021, 10:35.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Lieber conny2 Du schreibst "...wenn auch noch ein Sinn gefunden werden soll, in all dem, was außen und innen vorgeht und mit einem geschieht..."
Das erinnert mich an mein erstes Trauerjahr und ein bisschen darüber hinaus. Ich wollte und musste nach dem Sinn der Katastrophe forschen, damit zumindest mein Verstand realisieren konnte, was geschehen war. Es war mühsam, weil dadurch noch mehr Schmerz, noch mehr nicht gekannte Gefühle auftauchten. Immer wieder bekam ich gesagt "es gibt keinen Sinn. Der Tod gehört zum Leben. Höre auf, darin rumzubohren." Doch das war für mich nicht möglich. Ich fand nach vielem Lesen und Nachdenken im Verlauf der Zeit eine für mich plausible Erklärung, mit der mein Verstand erstmal zur Ruhe kam. Doch das Herz, das Herz wollte und konnte es in der Endgültigkeit bis heute nicht zu 100% akzeptieren. Das wird es wohl auch nicht, was aber auch nicht schlimm ist. Ich fange an, damit zu leben. Wenn mich nicht gerade ein Flashback ungeahnten Ausmaßes einholt (wie am vergangenen Samstag), dann gelingt mir das auch. Wie Du schreibst: es braucht Zeit - viel Zeit und es kostet immer wieder Kraft. Aber der Anfang ist gemacht. Und darauf kommt es an. Dabei geholfen hat mir auch, was Du abschließend sagst: Besser ist es, glaube ich, durch Felder und Wiesen zu gehen, mit den Blumen zu sprechen und in den Himmel zu sehen. Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße, Sammy2009
Beitrag von
conny2 (1567 Beiträge) am Samstag, 13.März.2021, 14:31.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Ja, liebe Sammy2009, es ist wie es in dem guten Wort von Jörg Zink heißt, auf das du schon früher aufmerksam gemacht hast:
Unsere Lieben, wenn sie gegangen sind, wachsen in uns hinein; geben uns ihre Liebe und ihre Kraft, werden ein Teil von uns, und am Ende tragen wir sie unsichtbar in uns.
Genauso ist es und nicht anders. Das heißt aber auch, dass die Trauer nicht aufhört, bevor es so weit ist. Und schon gar nicht hört sie auf, wenn wir selbst oder die Menschen um uns herum meinen, wir hätten doch langsam genug getrauert. So funktioniert das nicht.
Liebe Grüße conny2
Beitrag von
cembalist1 (32 Beiträge) am Samstag, 20.März.2021, 14:54.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Ja,Du hast definitiv Recht,s geht nie vorbei,bei mir sind es bereits 12 Jahre. Du kannst mir gern auf mene Mail antworten. Liebe Grüsse
Beitrag von
Jasmin2 (1577 Beiträge) am Dienstag, 9.März.2021, 11:31.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Hallo dunkelblau u.a., dies vor allem in-die-Zukunft-Schauen ist mir auch bekannt, doch ich habe versucht, es mir etwas abzutrainieren, meinen Focus mehr in die Gegenwart zu verlegen. Nach meiner Erfahrung kann man das tatsächlich etwas lernen und es nimmt etwas an Ängsten. Schließlich hat uns doch eigentlich alle hier das Leben gelehrt, dass wir eh die ganz wichtigen Dinge eher nicht wirklich planen können. Es lohnt sich, sich mit "Achtsamkeitstraining" zu beschäftigen, also mehr den Augenblick zu genießen bzw. die positiven Dinge der Gegenwart und auch der Vergangenheit zu betrachten. Jeden Abend für 2-3 Dinge sich bedanken, die am Tag waren, ein schönes Telefonat, ein Lächeln anderer Menschen u.v.m. So habe ich mal nach eine Zeit lang ein "Tagebuch der Freude" geführt, jeden Abend solch schöne Dinge in ein Notizbuch geschrieben, das kann tatsächlich den Focus verändern.
Ich habe mir auch ein inneres Bild dazu gesucht, eine Treppe, dabei immer nur auf die nächste Stufe schauen, nicht immer gleich an das Ende der Treppe. Wir haben ja eh den Verlauf nicht unter Kontrolle, wie wir alle hier erlebt haben. Ich empfinde die momentane Zeit mit den KOntaktbeschränkungen - auch wenn sie natürlich gerechtfertigt sind/waren - als große Herausforderung, je nach Lebenssituation ist man viel mit sich allein und hat mehr Zeit zum Nachdenken, ist empfänglicher für bedrohliche Nachrichten, dazu erweitert sich meist mit zunehmendem Alter der Kreis an Familienangehörigen, Freunden etc, deren Verlust oder schlechtes Befinden uns nähergeht.
Auch bei mir häufen sich nun schlechte Nachrichten,alle Welt redet von Corona, da kommt parallel eine schlechte Nachricht aus meinem Familienumfeld nach der anderen, mehrere jüngere Menschen mit Kleinkindern nun mit Krebs- und sonstigen schweren Erkrankungen. Wenn ich nun genau dies oder ähnliches erlebt habe, kann ich mich noch mehr in die beteiligten Menschen einfühlen, oft mehr als guttut. Das finde ich sehr anstrengend. Gleichzeitig muss ich Situationen, die mir guttun würden, coronabedingt meiden, sehe meine Kinder kaum, die alle weiter weg wohnen, genauso wie die besten Freunde. Kulturveranstaltungen, Chor, alles fällt weiterhin aus. Wenn man tatsächlich mal wichtige, wohltuende Menschen trifft, ist es mit den AHA-Regeln nicht so entspannt wie sonst.
Also ich finde es gerade auch wieder sehr anstrengend und da ist das Vermissen geliebter Menschen nicht weit und kann nicht so gut ausgeblendet werden. Es gehört einfach wie selbstverständlich dazu.
Wie schön, dass wir uns hier austauschen können. Liebe Grüße Jasmin
Beitrag von
blackeyes (1580 Beiträge) am Dienstag, 9.März.2021, 12:13.
Re: Die Trauer holt mich immer wieder ein.
Da sagst du was, liebe Jasmin - nämlich u.a. <...Jeden Abend für 2-3 Dinge sich bedanken, die am Tag waren, ein schönes Telefonat, ein Lächeln anderer Menschen u.v.m. ...> :
Dazu habe ich hier ein paar Sätze - nichts Großartiges, nur ein kleiner, eher gut gemeinter "Wachrüttler" - geschrieben, die mir vor einigen Wochen nach unserer Telko so durch den Kopf gegangen sind, denn allem eigenen und dem Elend in der Welt zum Trotz sollten wir, die wir noch aufrecht unsere vier Wände verlassen können, nicht vergessen, dass alles auch ganz anders, im Sinne von noch viel schlimmer, sein könnte - oder? https://verwitwet.de/baseportal/board/forum&forum=29&wcheck=1&Pos=19297
@dunkelblau - Die Trauer um einen geliebten Menschen wird für jeden, den es trifft, die größte, bitterste Herausforderung seines Lebens sein. Das ist so und weil ohne Liebe keine Trauer, deshalb arrangiert man sich im Laufe der Jahre - wie du es ja sagst - mal mehr, mal weniger mit ihr. Trauer muss kein Feind sein.
LG blackeyes
*** editiert von blackeyes am Dienstag, 09.03.2021, 12:13 ***
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