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Das Forum für die "alten Hasen". |
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Du zählst du den alten Hasen, wenn mindestens einer der folgende Punkte auf dich zutrifft:
- der Tod deines/r Lebenspartners/-partnerin schon einige Jahre her ist,
- Du schon länger bei verwitwet.de bist,
- Deine Themen sich inzwischen gegenüber der ersten Zeit geändert haben.
Hier kannst du (von jedem Besucher einsehbar) über die Themen sprechen, die in der Anfangszeit der Trauer vermutlich noch keine Rolle gespielt haben.
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Die aktuellsten 5 Einträge: |
Beitrag von
Clelia (96 Beiträge) am Freitag, 22.Januar.2021, 00:29.
Re: Wieder einmal allein mit der Erinnerung
Ach, Du Liebe - ich schick Dir jetzt einfach einen warmen Händedruck. Ich kenne diesen einsamen Moment gut, weiß genau, wann mein Mann und ich einander kurz angeschaut hätten - in stiller Verständigung. So viel ist mit unseren Männern gestorben,nicht wahr? Ganze Welten, so unendlich viel mehr gemeinsame Welten als sie mir vorher bewusst waren. Und nur wir Hier-Gebliebenen kennen sie noch und der Blickwechsel bleibt aus...und wir hüten all diese Momente alleine. Die Trauerbücher neben mir auf seiner Matratze behaupten, mit der Zeit wandle sich die Trauer in Dankbarkeit über das Gewesene. Naja...kann ich mir nicht wirklich vorstellen, zumindest nicht das Eine ohne das Andere.
Mehr als ein Händedruck - und dann auch noch digital, herrje - hab ich nicht, aber den von Herzen! Amadeusle - wie schön! Clelia
Beitrag von
Holzkopf (740 Beiträge) am Donnerstag, 21.Januar.2021, 10:59.
Wieder einmal allein mit der Erinnerung
Das ist kein weltbewegendes Ereignis, und mir ist klar, dass es sonst niemanden interessiert - und dass es auch sonst niemand so nachfühlen kann wie eben mein Mann. Da kann ich niemandem böse sein, bin es auch nicht, aber es ist wieder einmal ein kleines Ereignis, das mir zeigt, das gemeinsame Leben besteht aus ganz vielen kleinen Einzelteilen - und die habe nun nur noch ich in der Hand bzw. im Kopf/Herzen. Jetzt will ich aber doch erzählen, was diese Gedanken bei mir (wieder einmal) ausgelöst hat: Mein Mann war als Enkel eines Uhrmachers zeit seines Lebens mit Uhren aller Art besonders stark verbunden, hat mir auch diverse Armbanduhren geschenkt, und ich trage bis heute die Armbanduhr, die er anhatte, als er zu seiner letzten OP ins Krankenhaus ging. Ich habe sozusagen seine Liebe zu Uhren ein wenig in mein jetziges Leben allein mit hinüber genommen. Wir haben uns, die Zeit weiß ich leider nicht mehr, bei einem "berühmten schwedischen Möbelhaus", von dem wir viele Einrichtungsgegenstände erworben haben, eine kleine Standuhr gekauft. Klein, d.h., sie stand und steht in einem Regal. Mit einem Pendel versehen. Die Aufgabe meines Mannes war es, halbjährlich die Zeit umzustellen. Nie hätte ich mich daran gewagt, es war "sein Job." Wann das Pendel endgültig aufgehört hat, sich zu bewegen, weiß ich nicht. Manchmal dauerte es eine Zeit, bis es nach der Zeitumstellung wieder mit dem Pendeln begann. Nach seinem Tod musste ich ja nun diese Aufgabe übernehmen, was ja auch nicht besonders schwer war. Aber irgendwann einmal blieb das Pendel stehen, obwohl die Uhr selbst funktionierte. Nun bin ich vor fast 15 Monaten umgezogen, habe auch in der neuen Wohnung schon zwei Mal die Zeit umstellen müssen, immer blieb das Pendel ruhig. Vorgestern nun schaute ich nachmittags ins Regal und sah auf einmal, dass sich das Pendel "einfach so" bewegte. Ich hatte zuvor nichts an der Uhr gemacht. Wie gesagt, ich weiß, dass dies für andere Menschen vielleicht seltsam ist, dass das überhaupt eine Bedeutung haben soll. Ich will da auch gar nichts hieneininterpretieren mit "Zeichen" etc., sondern mir geht es darum, dass ich genau weiß, welche Freude das für meinen Mann gewesen wäre, wenn unser "Amadeusle" (Ihr wisst, dass dieses "schwedische Möbelhaus" alle Gegenstände mit Namen versieht und bei uns hatte die Uhr dann natürlich diesen Namen) wieder lebendig geworden wäre. Und das wäre eine gemeinsame Freude gewesen, die uns verbunden hätte. So bin nur ich ein wenig glücklich und kann ihm das natürlich erzählen. Ich habe immer meinen Mann in Gedanken und im Gefühl bei mir, da aber merke ich doch, dass diese Vorstellung Grenzen hat. Andere haben hier ja auch schon oft geschrieben, dass es für sie besonders schmerzhaft ist, wenn sie in der Familie allein ein besonderes Ereignis, wie Abitur, sonstige Prüfungen, Hochzeiten oder Geburten, erleben und die verstorbene Person das nicht mehr miterleben kann, sie also allein mit ihrer Freude sind. Auch das kenne ich und fühle auch diesen Schmerz. Mir geht es aber, s.o., in diesem Fall mehr darum, dass mir so deutlich wird, Erinnerungen, die nur uns beide betreffen, nicht mehr teilen zu können. Da gibt es für mich auch keinen "Ersatz", damit muss ich einfach leben. Manchmal gelingt mir das ganz gut, manchmal, wie jetzt, ist es etwas schwerer für mich.
*** editiert von Holzkopf am Donnerstag, 21.01.2021, 11:02 ***
Beitrag von
saitam (36 Beiträge) am Dienstag, 19.Januar.2021, 22:38.
Re: Wo stehe ich?
Hallo Sammy, ich kann Dich gut verstehen, mir geht es auch so, ich sehe unsere Hochzeitsfotos an und bin todtraurig. Es ist eine schreckliche Zeit, alleingelassen und eingesperrt. Aber es wird vorbei gehen, der Frühling wird kommen, das Leben wird wieder neu erwachen, der Sommer und das Licht wird kommen und alles wird einfacher werden. Auch wenn sich das jetzt nicht so anfühlt, ich weiß es. Bis dahin müssen wir einfach durchhalten, hier im Forum lesen und schreiben und uns so hinüber retten. Ich wünsche Dir viel Kraft und Ausdauer Nicole
Beitrag von
Jasmin2 (1545 Beiträge) am Mittwoch, 13.Januar.2021, 12:12.
Re: Wo stehe ich?
Hallo Sammy, Ich würde es tatsächlich als normal bezeichnen, zum einen bist du ja noch nicht sooo lange verwitwet, zum anderen haben sehr viele Menschen allein aufgrund der ungewissen Lage Dank Corona schon ohne einen Trauerfall mehr psychische Probleme, sind schneller traurig und dünnhäutiger, schlafen schlechter, dann die massiven Kontakt-Beschränkungen , auch wenn sie wichtig und sinnvoll sind. Ich würde wirklich darauf bauen, dass du ab Frühling nach und nach wieder Termine wahrnehmen kannst, bei denen man den Akku aufladen kann, evtl.bei dir durch einen neuen Job neue nette Kollegen?
Kannst du vllt versuchen, dir vor deinem inneren Auge schöne Situationen auszumalen? Wie du mit Freundin oder Freund im Kino sitzt oder was dir halt Spaß macht. Schönes kopfkino also, das kann auf die Stimmung genauso entsprechend wirken wie sorgenvolle oder ängstliche Gedanken. Ich drücke die Daumen für dein Vorstellungsgespräch;) Liebe Grüße Jasmin
Beitrag von
Sammy2009 (526 Beiträge) am Dienstag, 12.Januar.2021, 15:47.
Wo stehe ich?
Hallo Ihr Lieben,
irgendwie erkenne ich gerade nicht mehr, wo ich stehe. Es ist alles so konfus geworden. Die Trauer hat sich verändert. In der Reha sagte ich zur Ärztin und zur Psychologin "wenn niemand an meiner Wunde rührt, dann komme ich schon klar. Es darf mich halt niemand auf das Geschehen ansprechen." So ist das bis heute. Zugegeben, im Moment habe ich höchstens 1x pro Woche (eher alle 10 Tage) einen menschlichen Kontakt - wenn ich bei meiner Mutter bin. Und da haben wir weiß Gott andere Themen als meine Trauer. Und so verliere ich mich im Alltagstrott, verbummel auch ein bisschen die Zeit und dann passiert es wie heute früh: Ich sitze am Küchentisch, schau das Foto meines Mannes an und plötzlich ist alles wieder präsent und die Tränen stürzen mir aus den Augen. Er ist immerzu in meinen Gedanken. Manchmal ist mein Herz dann voller Liebe und Sehnsucht und dann ist da wieder der ganze Schmerz.
Es findet kein Gespräch, kein Dialog, kein Austausch mehr statt. Es ist niemand mehr da, mit dem ich über meine Trauer reden kann. Und wenn ich gefragt werde wie es mir geht, dann kommt automatisch "ich komm schon klar". Ich verlerne gerade, über meine Trauer zu reden. Kann man das überhaupt verlernen?
Meine Frage an Euch: Ist das alles normal in unserer unnormalen Situation? Kommenden Montag habe ich zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder ein Vorstellungsgespräch. Schon jetzt übe ich das "reiß dich zusammen", damit ich nicht die Fassung verliere, wenn eine private Frage kommt. Doch was mache ich, wenn es nicht klappt? Vermutlich verdränge ich gerade massiv alles, was da an Trauer ist, oder? Wo stehe ich gerade?
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